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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Neuniederlassung im ländlichen Raum – Eine qualitative Analyse der individuellen Entscheidungshintergründe neuniedergelassener Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern

Meeting Abstract

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf161

doi: 10.3205/11dkvf161, urn:nbn:de:0183-11dkvf1612

Published: October 12, 2011

© 2011 Löffler et al.
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Text

Hintergrund: Studien zeigen, dass ländliche, strukturschwache Regionen v.a. im Osten Deutschlands bereits heute, aber v.a. in Zukunft Probleme haben werden, eine adäquate medizinische Primärversorgung zu gewährleisten. Obwohl sich viele internationale Studien mit der hausärztlichen Niederlassung im ländlichen Raum befassen, existiert in Deutschland relativ wenig Forschung zu dieser Thematik. Fraglich ist auch, ob sich internationale Studienergebnisse aus Ländern mit anderen Gesundheitssystemen und deutlich anderen geographischen Verhältnissen auf strukturschwache Regionen in Deutschland übertragen lassen. Vor diesem Hintergrund interessieren wir uns für die individuellen Beweggründe und Motivationen von Hausärzten für die Niederlassung in ländlichen, strukturschwachen Regionen. Dabei betrachten wir v.a. subjektive und objektive motivationale Faktoren auf Makro- und Mikroebene, familiäre und biographische Faktoren. Im Mittelpunkt unserer Studie steht die Rekonstruktion des individuellen Entscheidungsprozesses zugunsten einer Neuniederlassung in ländlichen Gebieten. Faktoren, die die Neuniederlassung im ländlichen, strukturschwachen Raum begünstigen, werden dabei genauso betrachtet, wie Faktoren, die sie erschweren.

Material und Methoden: Derzeit führen wir mit Hausärzten in ländlichen, strukturschwachen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns narrative Interviews durch. Wir konzentrieren uns dabei auf Hausärzte, die ihre Praxis in den letzten fünf Jahren eröffnet haben. Alle 118 Hausärzte in MV, die im Dezember 2010 diesen Kriterien entsprachen, wurden eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Von allen 52 initial zur Studienteilnahme bereiten Ärzten sendeten 43 einen detaillierten Fragebogen zum bisherigen beruflichen Werdegang und biographisch-familiären Hintergründen zurück. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgt auf Basis des theoretical sampling. Die Interviews werden ton-aufgezeichnet, vollständig transkribiert und auf Grundlage der Grounded Theory kodiert und analysiert.

Ergebnisse: Ziel der Studie ist es, hausärztliche Beweggründe für die Niederlassung im ländlichen, strukturschwachen Raum Mecklenburg-Vorpommerns induktiv zu ermitteln. Insbesondere soll analysiert werden, ob bestimmte Muster existieren oder ob letztendlich unvorhersehbare und unbeeinflussbare Faktoren zur Neuniederlassung im ländlichen Raum führen. In einem zweiten Schritt werden diese Ergebnisse zur Entwicklung eines entsprechenden Fragebogens dienen.

Schlussfolgerung: Die so gewonnenen Einsichten und Ergebnisse sollen genutzt werden, um den Stellenwert und die Wirkungsweise verschiedener, von (gesundheits-) politischen und institutionellen Entscheidungsträgern schon eingesetzter oder z.Z. diskutierter Maßnahmen zur Vermeidung eines Hausärztemangels zu bewerten. Zudem sollen neue Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die dem bereits existierenden und prognostizierten Hausärztemangel der Region entgegen wirken können.