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Verbessert die Frakturvisualisierung mittels Mixed-Reality-Brille im Vergleich zum Standard die Aufklärung von Frakturen bei Patient*innen?
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Inwiefern kann der Einsatz von Mixed-Reality (MR)-Brillen im Aufklärungsgespräch über obere Sprunggelenk (OSG)-, distale Radius (DRF)- und proximale Humerusfrakturen (PHF) im Vergleich zur herkömmlichen Aufklärung (Röntgen/CT) zu einem verbesserten Verständnis führen?
Kann eine Anwendung der Mixed-Reality-Brille in diesem Rahmen eine erhöhte Zufriedenheit der Patient*innen erzeugen und zu einer präoperativen Angstreduktion beitragen?
Methodik: In dieser Studie erhielt die Kontrollgruppe eine Aufklärung anhand von Röntgen- und CT-Bildern, während die Interventionsgruppe mittels einer Mixed-Reality-Brille (Mixed Reality Viewer, Brainlab; Magic Leap One, Magic Leap; Elements Viewer 3D Software, Brainlab) aufgeklärt wurde. Die Grundlage für beide Gruppen bildete eine standardisierte Videoaufklärung. Die Blockrandomisierung erfolgte durch einen digitalen Münzwurf. Nach Abschluss der Aufklärung wurde die Evaluation mithilfe eines für diese Studie kognitiv validierten Fragebogens durchgeführt. Zur statistischen Analyse wurde der Mann-Whitney-U-Test angewendet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 49 Patient*innen in die Studie eingeschlossen. Davon litten 42,9% an einer OSG Fraktur, 49,0% an einer DRF und 8,2% der Patient*innen an einer PHF. Das mittlere Alter in der Kontrollgruppe (KG) (n=24) betrug 56,0 Jahre (62,5% weiblich; 37,5% männlich) und in der Interventionsgruppe (IG) (n=25) 47,2 Jahre (68% weiblich; 32% männlich) (p = 0,77). Generell war den teilnehmenden Patient*innen das Verständnis über ihre Verletzung ausgesprochen wichtig (4,76 von 5 Punkten, SD: 0,52). Während bei dem subjektiven Krankheitsverständnis, der Zufriedenheit, der präoperativen Angst, dem objektiven Verständnis über die Risiken und dem objektiven Verständnis über die Anzahl der Bruchteile keine statistisch signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden konnten, zeigten sich bei dem objektiven Verständnis über die OP Indikation (KG: 0,61 (SD: 0,25) vs. IG: 0,79 (SD: 0,25), p = 0,011) und dem objektiven Verständnis über die Plattenlage(KG: 0,91 (SD: 0,16) vs. IG: 0,99 (SD: 0,050), p = 0,018) statistisch signifikante Unterschiede.
Schlussfolgerung: Diese Studie konnte zeigen, dass die Visualisierung mittels MR-Brillen das subjektive Verständnis und die Zufriedenheit der Patient*innen nicht verbessern konnte. Im Kontrast dazu wurde ein verbessertes objektives Verständnis der Patient*innen zur Verletzung (OP-Indikationen) und zur Operation (z.B. Plattenlage) festgestellt. Eine Reduktion der präoperativen Angst konnte nicht nachgewiesen werden. Die Patient*innen empfanden die Aufklärung im Rahmen des Studiensettings als äußerst angenehm, unabhängig von ihrer Gruppenzugehörigkeit. In Anbetracht des festgestellten allgemeinen Eigeninteresses der Patient*innen am Verständnis ihrer Verletzung bedarf es weiterführende Studien, um die potenziellen Vorteile der Verwendung von MR-Brillen genauer zu untersuchen.