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Subchondrale Knochendefekte nach Kürettage und Rekonstruktion aggressiver Knochentumoren: Erhöhtes Arthroserisiko?
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Nach der Kürettage von lokal aggressiven primären Knochentumoren entstehen häufig subchondrale Knochendefekte, bei denen teilweise auch die subchondrale Knochenlamelle betroffen ist. Die primär indizierte Rekonstruktion mit Knochenzement könnte zur fokalen Degeneration des darüber liegenden Knorpels führen. Ziel dieser Studie ist, die Entwicklung des Knorpels in den betroffenen Abschnitt des Kniegelenkes retrospektiv zu evaluieren.
Methodik: In die Studie wurden Patienten mit lokal aggressiven primären Knochentumoren, die die kniegelenknahe Epiphyse des distalen Femurs oder der proximalen Tibia involvierten. Nach der durchgeführten operativen Versorgung wurden die Patienten in regelmäßigen Abständen mittels MRT nachgesorgt. Die präoperative und postoperative Bildgebung wurde zur Auswertung herangezogen. Ausgewertet wurden 26 Patienten mit mind. 36 Monaten Follow-up.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 26 Patienten hatten 21 (80,8%) einen Riesenzelltumor des Knochens, 3 ein Chondroblastom (11,5%), jeweils einer ein Chondromyxoidfibrom und ein symptomatisches nicht-ossifzierendes Fibrom. 16 von 26 (61,5%) Tumoren waren im distalen Femur lokalisiert, 10 in der proximalen Tibia. Das mittlere Alter aller Patienten war 33,4 Jahre (15 – 69 Jahren). Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 48 Monate (36 – 221 Monate). Der mediane Abstand zwischen dem gelenknahen Anteil des Tumors und dem Gelenkknorpel betrug 3,2 mm (0,1 – 19 mm). In 17 Fällen (65,4%) erfolgte die Rekonstruktion des Knochendefektes mit Knochenzement, in 9 Fällen mit allogener Spongiosa. In der Nachbeobachtungszeit kam es in 3 Fällen (11,5%) zur Entwicklung einer Arthrose im betroffenen Kompartiment des Kniegelenkes, in 6 Fällen (23,1%) zu einer fokalen Chondropathie.
Der Mittelwert der Knorpeldicke über dem Knochendefekt betrug präoperativ 2,5 mm; 6 Monate postoperativ 2,4 mm; nach 12 Monaten 2,2, nach 24 Monaten 2,0 mm und nach 36 Monaten 1,9 mm. Alle Werte unterschieden sich hoch signifikant (p<0,001). Ein kontinuierlicher Rückgang der Knorpeldicke war im Gesamtkollektiv zu beobachten. Präoperativ waren die Werte nahezu identisch (2,5 mm vs 2,4 mm), in der Gruppe mit Zementaugmentation war nach 36 Monaten jedoch eine stärkerer Reduktion der Knorpldicke zu beobachten (1,8 mm vs 2,2 mm; p=0,082). Alle Fälle der Chondropathie traten in der Gruppe mit Zementaugmentation auf (p=0.008).
Die subchondral gelegenen Knochentumoren im Bereich des Kniegelenkes nach Kürettage und Rekonstruktion beeinflussen die weitere Entwicklung des Gelenkknorpels. In unserem Patientenkollektiv zeigte sich eine Abnahme der Knorpeldicke in den ersten 3 Jahren nach der operativen Versorgung. Dieser Rückgang war über den Defekten mit Zementaugmentation stärker ausgeprägt. Die Augmentation des Knochendefektes mit Zement führte signifikant häufiger zu Entwicklung einer zumindest fokalen Chondropathie. Sollte die Tumorbiologie das zulassen, sollte bei direkt subchondralen Knochendefekten die Augmentation mit allogener Spongiosa vorgezogen werden.