gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Überschätzen wir signifikant die Erfolgsrate beim zweizeitigen septischen Prothesenwechsel?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andre Lunz - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Andreas Geisbüsch - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Axel Horsch - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Georg W. Omlor - Marienhaus Klinikum St. Wendel-Ottweiler, St. Wendel, Germany
  • Tobias Renkawitz - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Burkhard Lehner - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB85-2546

doi: 10.3205/24dkou467, urn:nbn:de:0183-24dkou4674

Published: October 21, 2024

© 2024 Lunz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Obwohl die periprothetische Infektionen eine komplexe und sehr schwer zu behandelbare Komplikation nach künstlichem Gelenkersatz darstellt, werden in der Literatur Therapieerfolgsraten von über 90% berichtet. Allerdings existiert keine allgemeingültige Definition, was einen Therapieerfolg darstellt. Ziel der vorliegenden Arbeit war deshalb die Erhebung der mittelfristigen Ergebnisse in einer eigenen Patientenkohorte und ein anschließender Vergleich der Therapieerfolgsraten anhand häufig verwendeter Kriterien nach zweizeitigem Prothesenwechsel.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden alle chronischen Knie-TEP-Infekte identifiziert, die mittels einer zweizeitigen Revision zwischen 2017 und 2020 in unserer Klinik behandelt wurden. Insgesamt konnten 78 aus 80 Patienten mit einem mittleren Alter von 69 Jahren eingeschlossen werden. Im Rahmen der letztmaligen Routinenachuntersuchung und unserer prospektiv geführten, klinikinternen Patientendatenbank wurden die 3-Jahres-Ergebnisse erhoben, sowie die Erfolgsraten bestimmt.

Ergebnisse: Von den insgesamt 78 eingeschlossenen Patienten, wurden 64 Patienten (82%) nach einer mittleren Interimsperiode von 90 Tagen (22–201) wieder reimplantiert. Das mittlere Follow-up betrug 45 (33–67) Monate und 1 Patient (1%) war nach dem Wiedereinbau „lost to follow-up“. Die Gesamtmortalität betrug 15% (12/78), wobei die Hälfte (6/78) innerhalb der ersten 90 Tage nach dem Ausbau verstarb. Die 3-Jahres Kaplan-Meier Überlebensraten für die Endpunkte Implantatüberleben und Infektionskontrolle betrugen 92% (95%-KI: 82–97) und 91% (95%-KI: 81–96). Die 3-Jahres Kaplan-Meier Therapieerfolgsraten gemäß den internationalen Delphi-Kriterien betrugen 89% (95%-KI: 79–94) und gemäß den Fillingham-Kriterien 73% (95%-KI: 62–82).

Schlussfolgerung: Der Behandlungserfolg nach periprothetischer Infektion wird an Zentren häufig mit Erfolgsraten von bis zu 95% in der Literatur angegeben. In dieser Studie konnten wir zeigen, dass in derselben Patientenkohorte in Abhängigkeit der verwendeten Erfolgskriterien eine 3-Jahres-Erfolgsrate von 73% bis 92% angegeben werden kann. Diese klinisch relevante Varianz entsteht in erster Linie durch den unterschiedlichen Umgang mit Patienten, die keinen Wiedereinbau erhalten oder Versterben. In Einklang zur aktuellen Literatur erfolgte auch in unserer Patientenkohorte in 18% der Fälle keine Reimplantation und die 1-Jahres-Mortalität betrug 12%. Zusammenfassend plädieren wir, die Therapieergebnisse einheitlich anhand der umfassenden Fillingham-Kriterien widerzugeben, um das klinisch relevante Schicksal dieser Patienten zu berücksichtigen. Denn nur so können betroffene Patienten über den wirklichen Behandlungsverlauf aufgeklärt werden, ohne die Therapieerfolgsrate relevant zu überschätzen und eine unrealistische Erwartungshaltung beim Patienten zu wecken.