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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Optimierung der empirischen Antibiose anhand Lokalisations-spezifischer Unterschiede des Erregerspektrums bei periprothetischen Gelenkinfekten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eva Simone Steinhausen - BG Klinikum Duisburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Marcel Tomaszewski - Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Veronika Weichert - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Duisburg, Germany
  • Martin Glombitza - BG Klinikum Duisburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Duisburg, Germany
  • Hendrik Schöllmann - BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Germany
  • Marcel Dudda - BG Klinikum Duisburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB85-2720

doi: 10.3205/24dkou466, urn:nbn:de:0183-24dkou4669

Published: October 21, 2024

© 2024 Steinhausen et al.
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Text

Fragestellung: Der frühzeitige Beginn einer Antibiose verbessert das Outcome bei periprothetischen Gelenkinfekten (PJI). Bis zum Vorliegen des Resistogramms erfolgt daher eine empirische Antibiose, die sich an den häufigsten Erregern orientiert, aber oftmals nicht passend ist. Ziel dieser Studie war, Lokalisations-spezifische Unterschiede des Erregerspektrums herauszuarbeiten, um die empirische Antibiose zu optimieren.

Methodik: PatientInnen mit PJI zwischen 2016 und 2021 wurden retrospektiv analysiert und nach Lokalisation des Infekts eingeteilt: Schulter- (n=25), Hüft- (n=50), Knie- (n=50), Sprunggelenk (n=25). Ausgewertet wurden präop. Befunde, Mikrobiologie, Antibiotika-Therapie, postop. Verlauf und Outcome. Die Ergebnisse der einzelnen Lokalisationen wurden miteinander verglichen. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse: 150 PatientInnen mit PJI wurden analysiert. Koagulase-negative Staphylokokken (KNS, 41%) und Staph.aureus (36%) waren am häufigsten. Bei PJI der Schulter fanden sich fast ausschließlich grampositive Erreger und gehäuft Cutibakterien (16%), während bei PJI der Hüfte gramnegative Erreger (54%), v.a. Enterobacteriaceae (28%) dominierten. Streptokokken wurden fast ausschließlich bei PJI des Kniegelenks (20%) nachgewiesen. Bei PJI des OSG fanden sich vermehrt multiresistente Erreger, v.a. MRSA (8%), und Enterokokken (24%). Bei Frühinfekten fanden sich vermehrt Enterobacteriaceae (24% vs. 10%) im Gegensatz zu Spätinfekten, bei denen häufiger Staph. aureus (29% vs. 41%) nachgewiesen wurden. In 39% aller Fälle lag eine Mischinfektion vor, häufiger bei PJI der Hüfte (50%), seltener bei PJI der Schulter (16%). In 83% aller Fälle wurde die empirische Antibiose als Monotherapie gegeben. Am häufigsten kamen Cephalosporine (55%) zum Einsatz. Bei PJI der Hüfte wurden häufiger kalkuliert Glykopeptide (22%) und Carbapeneme (18%) eingesetzt, während bei PJI der Schulter Clindamycin vermehrt eingesetzt wurde. Nur in 47% aller Fälle war die empirische Antibiose passend, häufiger bei PJI der Schulter (68%), seltener bei PJI des OSG (24%). In 71% wurde das Antibiotikum gewechselt, am häufigsten auf Glykopeptide (26%), Fluorchinolone (14%) und Penicilline (21%). Bei der letzten Vorstellung waren 77% Infekt-beruhigt, häufiger bei Vorliegen einer Monoinfektion als bei einer Mischinfektion (83% vs. 63%). Eine primär passende Antibiose hatte keine signifikante Auswirkung auf die Infektberuhigung (77% vs. 73%).

Schlussfolgerung: Der hohe Anteil nicht adäquater empirischer Antibiosen ist problematisch. Auch wenn das Outcome vergleichbar ist, ist das Ziel, nicht-wirksame Antibiosen zu vermeiden, um Nebenwirkungen und weitere Resistenzbildungen zu verhindern. Insbesondere Reserveantibiotika sollten möglichst sparsam eingesetzt werden. Die dargestellte unterschiedliche Verteilung des Erregerspektrums je nach Infekt-Lokalisation soll in Zukunft helfen, die empirische Antibiose zu optimieren und von Beginn an eine „passende“ Antibiose zu wählen.