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Fraktur assoziierte Infektionen und Vakuumtherapie: Erregerspektrum, Therapie, Outcome
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Fraktur assoziierte Infektionen (FAI) sind eine befürchtete Komplikation nach Osteosynthesen. Trotz etablierter Behandlungskonzepte wie DAIR (Debridement, Antibiotics, Implant Retention) kann die Infektion persistieren. Ziel dieser Studie war es, mögliche Einflussfaktoren auf das Therapieversagen und Erregershift bei der Behandlung von FAIs an unserem Traumazentrum zu detektieren.
Methodik: Alle Patient:innen an unserem Traumazentrum mit einer FAI in den Zeitraum von 01.01.2019 bis 31.12.2022 wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Osteosynthesen an der Wirbelsäule sowie Endoprothesen nach Trauma. Epidemiologische Daten, Erregerspektrum, Vakuumtherapie (VAC), Anzahl der OPs und verwendete Antibiotika wurden erfasst. Therapieversagen bei Frühinfektionen (<6 Wochen nach Kontamination) wurde definiert als: Verlust des Implantats, mehr als 2 infektionsbedingte Revisionen, fehlende Frakturkonsolidierung. Als Therapieerfolg wurde Frakturkonsolidierung, 2 und weniger Revisionen definiert. Therapieversagen bei Spätinfektionen (>6 Wochen nach Kontamination) wurde definiert als Notwendigkeit von >2 Revisionen nach Implantatentfernung sowie Gelenkverlust (Resektion der Gelenkflächen und Spacerimplantation). Als Therapieerfolg wurden 2 und weniger Revisionen nach Implantatentfernung definiert.
Ergebnisse: 75 Patien:innen konnten eingeschlossen werden (35% Frauen n=26 und 65% Männer n=49). In 57% der Fälle (n=43) handelte es sich um Frühinfektionen, in 43% (n=32) um Spätinfektionen. Am häufigsten waren Sprunggelenksfrakturen (n=21) und Schaftfrakturen des Unterschenkels betroffen (n=11) (Grafik 1). In 84% der Fälle (n=63) wurde primär grampositive Erreger nachgewiesen, in 9% (n=7) gramnegative, in 7% (n=5) Mischinfektion. Mit 33 Fällen (44%) war Staph. Aureus der häufigste Erreger. In 28% (n=21) kam es im Verlauf zum Erregershift. In 24% der Fälle (n=18) kam VAC zum Einsatz. Die Behandlung mit VAC war mit Erregershift assoziiert (p=0,006). In 60% der Fälle (n=45) war die empirische Antibiose suffizient. In 45% der Fälle (n=34) wurde Clindamycin als häufigste kalkulierte Antibiose verwendet. Die Dauer der suffizienten Antibiose betrug median 16 Tage (IQR 1–24).
Nach den definierten Kriterien konnten in 20% der Frühinfektionen (n=8) und 45% der Spätinfektionen (n=13) Therapieerfolgt erzielt werden. Die Dauer der suffizienten Antibiose beeinflusste das Outcome nicht. Epidemiologische Einflussfaktoren auf den Therapieerfolg oder Versagen konnten nicht festgestellt werden.
Patienten, welche mittels Vakuumtherapie behandelt wurden, blieben signifikant länger stationär.
Schlussfolgerung: Die VAC-Therapie bei FAIs ist mit Erregershift und verlängertem stationärem Aufenthalt assoziiert. Die Dauer der suffizienten Antibiose stellte keinen signifikanten Einflussfaktor auf den Therapieerfolg in unserer Kohorte da. Ein zügiger Wundverschluss oder plastische Deckung sollte angestrebt werden, um die VAC-Behandlung zu verkürzen und so dem Erregershift entgegenzuwirken.