Article
Prädiktoren einer spinopelvinen Dissoziation (FFP Typ IVb) bei Beckeninsuffizienzfrakturen
Search Medline for
Authors
Published: | October 21, 2024 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Spinopelvine Dissoziationen (Typ IVb Fragility Fracture Pelvis Klassifikation) machen etwa 15%* aller Beckeninsuffizienzfrakturen bei geriatrischen Patienten aus. Die horizontale Frakturkomponente, ist z.T. auch im CT leicht zu übersehen und bedarf aktiver Suche, insbesondere in den sagittalen Rekonstruktionen. Ziel dieser Studie war die Identifikation von morphologischen Besonderheiten, die das Vorliegen einer spinopelvine Dissoziation bei geriatrischen Beckeninsuffizienzfrakturen begünstigen.
Methodik: Zwischen Jan/2017–Okt/2020 wurden alle stationär behandelten geriatrischer Pat., mit einer niederenergetischen Beckeninsuffizienzfraktur Typ IVb (n. Rommens und Hofmann) retrospektiv ausgewertet.Neben der Erhebung der demographischen Daten, der Art der Versorgung (operativ/konservativ) und der Komplikationen (operative Revisionen, Metalllockerung, Pneumonie, Harnwegsinfekt, Tod) wurden anhand der vorliegenden CT-Bildgebung in den sagittalen Rekonstruktionen morphologische Besonderheiten (Morbus Baastrup, Vorhandensein dorsale Spondylodese im Bereich L4, L5, S1, Blockwirbelbildung/Fusion L4/L5 oder L5/S1 erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 45 (16,1%) Patienten aus einem Gesamtkollektiv von 280 Patienten mit einer Typ IVb Frakturen eingeschlossen werden. Hierbei handelte es sich um 5 (11%) Männer und 40 (89%) Frauen mit einem Durchschnittsalter von 79 Jahren (65–96 J., Stab 7,4). Unfallmechanismus war in allen Fällen ein niederenergetisches Trauma (i.d.R. Sturz in der Häuslichkeit). 38 (84,4%) Patienten wurden initial operativ versorgt (1x lumbopelvine Abstützung, 1x dorsale Plattenosteosynthese, 36x SI-Verschraubung mit/ohne anteriorer Kriechschraube). Von den 7 (15,6%) Patienten, die zunächst konservativ verblieben, wurden 2 im Verlauf ebenfalls operativ versorgt. Bei vier (8,9%) Patienten traten Komplikationen auf (1 Schraubenrevision, 2x Harnwegsinfekt, 1x Exitus letalis nach akutem Nierenversagen, 1x GI-Blutung).Insgesamt 24 (53,3%) Patienten wiesen morphologische Besonderheiten auf, welche die Hebelkräfte auf den spinopelvinen Übergang erhöhen. Bei drei Patienten lag eine dorsale Instrumentation vor (2x bis LWK5, 1x bis SWK1), 10 (22,2%) Patienten hatten einen Morbus Baastrup im Bereich der unteren LWS, drei (6,7%) Patienten wiesen eine Blockwirbelbildung LW5/SWK1 auf und bei acht (17,8%) Patienten waren die Facettgelenke dorsal degenerativ überknöchert (2x LW4/LW5, 6x LW5/SWK1).
Geriatrische Patienten mit einer spinopelvinen Dissoziation weisen in der Hälfte der Fälle morphologische Veränderungen (postoperativ, degenerativ) der unteren LWS auf, welche die Hebelkräfte auf den lumbopelvinen Übergang verändern und vermutlich prädisponierend wirken. Beim Vorliegen dieser Faktoren sollte mit besonderem Augenmerk nach einer horizontalen Frakturkomponente gesucht und diese aktiv ausgeschlossen werden um die Patienten einer adäquaten Therapie zuzuführen, die i.d.R aus einer perkutanen operativen Schraubenosteosynthese besteht.