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Traumatische posteriore atlantoaxiale Dislokation ohne Frakturnachweis an Atlas und Axis bei einer geriatrischen Patientin – eine Kasuistik
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Eine 75-jährige Frau war als Autofahrerin bei einem Verkehrsunfall mit einem anderen Auto frontal kollidiert und nach technischer Rettung erfolgreich reanimiert worden.
Im CT zeigte sich neben einer Rippenserien-, Sternum- und Klavikulafraktur, einer LWK 1 und 3 und einer distalen Radiusfraktur sowie einer beidseitigen distalen Femur-, Patella- und rechtsseitigen proximalen Tibiafraktur eine Lungenkontusion und Dünndarmperforation.
Zudem zeigte sich eine posteriore atlantoaxiale Dislokation mit konsekutiver Spinalkanalstenose.
Im cMRT und der HWS fanden sich Blut in den inneren Liquorräumen, eine kleine traumatische SAB und eine kleine Kleinhirnischämie. An der HWS zeigte sich die PAAD mit Ruptur der atlantodentalen Ligamente und der Membrana tectoria. Intraspinal fand sich ein epidurales Hämatom auf Höhe von HWK 1 und 2 mit konsekutiver Verlagerung des Myelons mit Zeichen einer Myelopathie.
In der neurologischen Untersuchung konnte bei pausierter Sedierung weder ein Husten- noch Würgereflex ausgelöst werden. Es bestand eine Tetraplegie ohne Reaktion auf Schmerzreiz.
Bei schlechter Prognose wurde von den Angehörigen gemäß dem in der Familie geäußerten Patientenwillen eine Therapielimitierung gewünscht, so dass die Patientin kurze Zeit später verstarb.
Methodik: Auf PubMed finden sich aktuell 23 Fallberichte einer traumatischen PAAD. Das durchschnittliche Alter betrug 42 Jahre. Der vorliegende Fall beschreibt im Gegensatz dazu den ersten Fall einer geriatrischen Patientin.
Die traumatische PAAD ist auf eine atlantoaxiale Kapsel-Band-Verletzung zurückzuführen und führt in den meisten Fällen unmittelbar zum Tod. Im Regelfall ist sie auf ein Hochenergietrauma zurückzuführen. Im Gegensatz zum vorliegenden Fall existieren Fallberichte, bei denen die traumatische PAAD ohne Fraktur zu keinem neurologischen Defizit führte. In allen Fällen einer überlebten traumatischen PAAD mit initial neurologischem Defizit kam es zu einer vollständigen Rückbildung der neurologischen Symptome.
Die Reposition erfolgte sowohl geschlossen als auch offen. Ein einheitliches Vorgehen bezüglich der Stabilisierung und internen Fixation lässt sich aus den vorliegenden Fallberichten nicht ableiten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zuletzt die dorsale C1/C2 Instrumentierung mit Segmentfusion das am häufigsten angewendete Verfahren darstellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die traumatische PAAD ohne Nachweis einer Fraktur ist eine sehr seltene, im Regelfall hochenergetische Verletzung und typischerweise keine des geriatrischen Patienten.
Die PAAD ist nicht zwangsweise mit einem neurologischen Defizit assoziiert. Sowohl die geschlossene als auch die offene Reposition sind adäquate Verfahren. Die dorsale Instrumentierung mit Pedikelschrauben inklusive C1/C2-Segmentfusion stellt aktuell das am häufigsten angewendete Operationsverfahren dar.
Zudem können initial bestehende neurologische Defizite bei adäquater Therapie vollständig rückläufig sein.