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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Intrahospitale Mortalität nach hüftnaher Femurfraktur: Warum sterben unsere Patienten noch im Krankenhaus?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Hannes Glaser - Asklepios Klinik Wandsbek, Hamburg, Germany
  • Dirk Heinze - Asklepios Klinik Wandsbek, Hamburg, Germany
  • Christian W. Müller - Asklepios Klinik Wandsbek, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB84-2243

doi: 10.3205/24dkou459, urn:nbn:de:0183-24dkou4596

Published: October 21, 2024

© 2024 Glaser et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


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Fragestellung: Hüftnahe Femurfrakturen treten ganz überwiegend bei hochbetagten, multimorbiden Patienten auf und sind mit einer hohen Mortalität behaftet. Gleichzeitig unterliegt die Behandlung starker Regulierung und Qualitätskontrolle (GBA-Richtlinie, IQTIQ etc). Entsprechend der Leitlinie Schenkelhalsfraktur soll im Regelfall eine aufwändige präoperative Abklärung resp. Versuch der Verbesserung des Allgemeinzustandes unterbleiben. Die GBA-Richtlinie sieht als primäres Ziel eine Operation innerhalb von 24 h vor, was intensive präoperative Abklärungen weiter erschwert. Eine Analyse der Todesursachen könnte hier Potentiale zur Verbesserung der Versorgung aufzeigen.

Methodik: Im Zeitraum 2021–2023 wurden in einem Regionalen Traumazentrum alle intrahospital Verstorbenen (inkl. während Nachbehandlung im Alterstraumatologischen Zentrum der Klinik) nach operativer Behandlung einer proximalen Femurfraktur identifiziert. Lebensalter, Zeit zwischen Aufnahme und OP, ASA-Scores wurden mit denen der nichtverstorbenen verglichen. Die klinische Todesursache wurde erfasst, des Weiteren der DNR-Status. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS, das Signifikanzniveau wurde mit 0,05 festgelegt. Die Bestimmung der Signifikanz wurde durch den T-Test bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die intrahospitale Mortalität betrug nach Osteosynthese 8% (2021), 4% (2022) und 6% (2023), nach Endoprothese 10, 9 und 5% nach periprothetischer Fraktur 18, 0 und 0%.

Die (im Regelfall klinisch diagnostizierten) Todesursachen waren Pneumonie ohne Covid (12), kardiale Dekompensation (9), akutes Nierenversagen (8), Aspiration (8), Covid-Pneumonie (7), Ursosepsis (5), Myokardinfarkt (5), Zementembolie (3) und Apoplex (1).

Das durchschnittliche Lebensalter (88,8 Jahre vs. 82,5 Jahre) und der durchschnittliche ASA (3,7 vs. 3,1) waren signifikant höher bei verstorbenen Patienten im Vergleich zu überlebenden (p<0,05), während die Zeit bis zur OP als Medianwert nicht signifikant unterschiedlich war (21,1 h vs. 17,9 h bei p=0,21). 80% der Verstorbenen hatten zum Zeitpunkt ihres Versterbens eine DNR-Verfügung.

Die Verstorbenen waren in einem ohnehin vulnerablen Patientenkollektiv eine besonders alte und schwer erkrankte Subgruppe. Die Zeit bis zur OP unterschied sich nicht signifikant, allerdings starben zwei von fünf Patienten, die aus überregionalen Traumazentren zuverlegt worden waren, weil dort die operative Versorgung nicht innerhalb von 24 h erfolgen konnte. Der Rückgang der Sterblichkeit im Untersuchungszeitraum korrelierte zeitlich mit der Umsetzung der Maßnahmen entsprechend der GBA-Richtlinie, aber auch mit der verminderten Belastung durch die Corona-Pandämie. Der DNR-Status spielt eine zahlenmäßig wesentliche Rolle, der Einfluss auf die beobachtete Sterblichkeit ist unklar. Weitere Studien erscheinen aufgrund dieser Ergebnisse sinnvoll, um zu klären, ob ggfs. Subgruppen der Patienten mit hüftnaher Femurfraktur von einer verbesserten oder verlängerten Vorbereitung profitieren könnten.