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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Die Pronation des ersten Strahls: Risikofaktor für einen frühen Hallux valgus und Bindeglied zum Knick-Senkfuß

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Bernd Lutz - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany
  • Nicola Kreß - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany
  • Rita Taurman - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany
  • Heiko Reichel - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB82-3052

doi: 10.3205/24dkou440, urn:nbn:de:0183-24dkou4401

Published: October 21, 2024

© 2024 Lutz et al.
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Fragestellung: Bei ca. 87% der Hallux valgus-Deformitäten kann eine erhöhte Pronation des ersten Strahles beobachtet werden (Kim et al. 2015). Im dorsoplantaren Röntgen des Fußes unter Belastung kann die Pronation mit dem Round sign nach Okuda et al. beurteilt werden. Jedoch sind Fälle mit Sesambeinarthrose beschrieben, die zu einem falsch positiven Round sign führen (Ono et al. 2020). Beim Knick-Senkfuß wird häufig wie beim Hallux valgus eine vermehrte Pronation festgestellt, aber der Zusammenhang der Deformitäten ist noch nicht vollständig geklärt. Daher stellte sich die Frage, ob das Round sign im arthrosefreien Fuß vor Auftreten eines Hallux valgus bereits beobachtet werden kann und ob es einen Zusammenhang mit dem Knick-Senkfuß gibt.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden alle Röntgenbilder des Fußes in 2 Ebenen im Stand aus den Jahren 2015-2016 von Patienten im Alter von 10–16 Jahren untersucht. Ausgeschlossen wurden Doppeluntersuchungen sowie Füße mit komplexen Deformitäten, z.B. Klumpfüße, Melien, Spaltfüße, posttraumatische Deformitäten etc. An einem Kollektiv von 260 Füßen wurden radiologische Parameter des Hallux valgus, Knick-Senkfußes und der Pronation untersucht. Die Füße wurden in die Gruppen „normal“, „Knick-Senkfuß“ und „Hallux valgus“ unterteilt. Entsprechend der Normalverteilung und des Skalenniveaus wurde eine ANOVA, ein Kruskal-Wallis- oder Chi-Quadrat-Test mit einem definierten Signifikanzniveau von < 0,05 verwendet. Für alle statistischen Tests erfolgte eine postHoc-Power-Analyse. Das Evidenzlevel nach Sackett et al. ist II.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das durchschnittliche Alter lag bei 12,7±1,9 Jahren. Degenerative Veränderungen im Großzehengrundgelenk konnten in keinem Fall festgestellt werden. Ein positives Round sign konnte in 38% der normal eingeteilten Füße gefunden werden. Im Vergleich dazu war das Round sign bei allen Fällen der Hallux valgus-Gruppe positiv und signifikant häufiger in der Knick-Senkfuß-Gruppe (p < 0,01) zu finden. In der Knick-Senkfuß-Gruppe war der laterale Meary-Winkel signifikant niedriger bei positivem Round sign. Hinsichtlich der Sesambeinposition nach Hardy et al. ergab sich eine signifikant lateralere Position im Zusammenhang mit dem positiven Round sign (p < 0,01).

Als Schlussfolgerung ergibt sich, dass sich das Round sign bereits bei Kindern und Jugendlichen am arthrosefreien ersten Strahl beobachten lässt. Aus den vorliegenden Daten kann die Vermutung ableiten, dass eine erhöhte Pronation mit dem kindlichen Hallux valgus assoziiert ist und möglicherweise Patienten mit deutlich reduziertem lateralen Meary-Winkel aufgrund der gleichzeitig vermehrten Pronation ein erhöhtes Risiko für einen Hallux valgus aufweisen.