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Bewertungsmöglichkeit von Unfallereignissen nach eCall-Alarmierung – nutzen wir unsere Möglichkeiten?
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Seit der Leitlinienaktualisierung zur Versorgung polytraumatisierter Patienten in Deutschland im Jahr 2023 werden zahlreiche Verkehrsunfallmechanismen nicht mehr als Sekundärkriterien für die Schockraumalarmierung herangezogen. Das Verständnis der subjektiv eingeschätzten Unfälle kann jedoch durch eCall-Notrufsysteme objektiviert und in die Behandlung integriert werden.
In der aktuellen Arbeit zeigen wir Dokumentationsunterschiede in präklinischen und klinischen Behandlungen nach eCall-Alarmierungen auf.
Methodik: Es wurden prospektiv alle Anruf- und Behandlungsprotokolle des städtischen Rettungsdienstes und Weiterbehandlungen im ortsansässigen Maximalversorger vom 01.01–31.03.23 ausgewertet.
Nach eCall-Alarmierungen wurden in den Einsatzprotokollen nicht-traumatologische Einsätze herausgefiltert. Anschließend wurdendokumentierte Angaben zu Unfallzeitpunkten, -mechanismen, -positionen der verunfallten Person, -fahrtgeschwindigkeiten, -fahrtgeschwindigkeitsänderungen, Airbagauslösungen und Sicherheitsgurtnutzungen geprüft. Bei Transport in die Studienklinik wurden die Datensätze verknüpft. Die Dokumentationen wurden verglichen und potentielle Verbesserung durch eine standardisierte, technische Übermittlung der eCall-Ergebnisse bewertet.
Die Studie wurde vom zuständigen Ethikkomitee geprüft und die Durchführung bewilligt (20-9161-BO).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach derEinsatzstichwortfilterung verblieben 20 Unfallereignisse mit 48 verunfallten Personen, bei denen die Alarmierung des Rettungsdienstes auf einen eCall zurückgeführt werden konnte. 18 der 48 behandelten Personen wurden klinisch behandelt. 9 konnten durch die Autoren aufgrund der Behandlung im klinischen Zuständigkeitsbereichbeurteilt werden.
Die Dokumentationschwächen zeigen sich sowohl präklinisch als auch klinisch durch geschätzte bis widersprüchliche oder sogar fehlende Angaben. Der Unfallzeitpunkt wurde präklinisch stets geschätzt und klinisch nie dokumentiert.
DieFahrtgeschwindigkeit wurde prä- und innerklinisch ähnlich oft geschätzt (31 vs. 33%), fehlte klinisch jedoch seltener (60 vs 44%). Die Dokumentation war klinisch häufiger widersprüchlich (8 vs 22%). Fahrtgeschwindigkeitsdifferenzen wurden kaum dokumentiert (15 vs. 11%). Angaben zur Position und Airbagöffnung wurden klinisch häufiger gemacht (73 vs. 100% bzw. 35 vs. 78%). Angaben zur Sicherheitsgurtnutzung ähnelten sich (29 vs. 22%).
ECalls können das Verständnis von Unfallereignissen verbessern und Dokumentationslücken (Unfallort, Geschwindigkeits(-differenzen)) sowie Unstimmigkeiten reduzieren. Zukünftig ist sowohl eine quantitative, als auch eine qualitative Verbesserung der Datenverfügbarkeit in der Rettungskette und klinischen Behandlung zu erwarten.
Abbildung 1 [Abb. 1]