Article
Welchen Effekt hat die mechanische Beinachse auf die Knorpelregeneration nach ACT – eine differenzierte Bestimmung individueller Zielbereiche
Search Medline for
Authors
Published: | October 21, 2024 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Ziel der vorliegenden prospektiven Fallserie war es, den Einfluss der Beinachse auf das langfristige postoperative Outcome nach matrixassoziierter autologer Knorpelzelltransplantation (M-ACT) zu untersuchen und einen differenzierten Zielbereich der Beinachse zu definieren.
Methodik: Insgesamt wurden 101 Knie die im Zeitraum zwischen 01/12 und 12/18 bei unifokalem femoralen Knorpeldefekt des medialen oder lateralen Kniegelenkskompartiments mit einer M-ACT (Novocart 3D®) versorgt wurden in die Studie eingeschlossen. Bei Achsabweichungen >3° wurde eine begleitende kniegelenksnahe Osteotomie zur Achskorrektur durchgeführt. Prä- und postoperativ wurden demographische Daten, Patientencharakteristika, Beinachse und KOOS-Score erhoben. Das klinische Ergebnis wurde auf den Patient Acceptable Symptomatic State (PASS) bezogen. Der Zusammenhang zwischen Beinachse und klinischem Outcome (PRO) wurde fallabhängig mittels quadratischer oder kubischer Modellanpassung untersucht. Häufigkeiten wurden mit chi²-Test verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach durchschnittlich 8,2 Jahren konnten 68 Patienten klinisch und radiologisch vollständig nachuntersucht werden. Bei 34 Patienten wurde zusätzlich zur M-ACT eine Umstellungsosteotomie durchgeführt, davon 9 am distalen Femur und 25 an der proximalen Tibia. Die zusätzliche Osteotomie hatte keinen Einfluss auf das klinische Outcome (65,9±17,1 vs. 71,5±18,1, p=0,2), unabhängig davon, ob die Umstellungsosteotomie femoral und/oder tibial durchgeführt wurde (p>0,05). Beinachse, LDFA, MPTA, JLCA, JLO und deren Veränderung zeigten keine lineare Korrelation mit dem PRO.
In der quadratischen Modellanpassung konnte ein Zusammenhang zwischen Beinachse und KOOS gezeigt werden und ein Zielbereich der Beinachse von -3° bis 5° (Valgus/Varus) ermittelt werden (R²=0,12, p=0,01). Patienten in diesem Bereich erreichten signifikant häufiger den PASS (62% vs. 20%, p=0,01).
Bei Knorpeldefekten im medialen Kompartiment begünstigt ein Zielbereich von -2° bis 5° (Valgus/Varus) ein gutes PRO (R²=0,24, p=0,01). Patienten in diesem Bereich erreichen signifikant häufiger den PASS (68% vs. 26%, p=0,01). Die differenzierte Analyse zeigt, dass ein MPTA von 86 bis 91° und ein LDFA von 87 bis 91° mit einem günstigen Outcome assoziiert sind (R²=0,06 bzw. R²=0,06; p=0,04 bzw. p=0,03).
Bei Knorpeldefekten im lateralen Kompartiment begünstigt ein Zielbereich von -3° bis 2° (Valgus/Varus) ein gutes PRO (R²=0,23, p=0,04). Patienten in diesem Bereich erreichen häufiger den PASS (71% vs. 50%, p>0,05).
Die differenzierte Analyse und Therapie der Beinachse ist entscheidend, um optimale Ergebnisse nach M-ACT bei Patienten mit unifokalem fomoralen Knorpeldefekt zu erzielen. Patienten mit medialem Defekt sollten nicht mehr als -2° in den Valgus korrigiert werden, wobei ein MPTA von 86 bis 91° und ein LDFA von 87 bis 91° anzustreben sind. Patienten mit lateralem Defekt profitieren von einem Zielbereich von -3° Valgus bis 2° Varus.