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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Ist die MRT-Bildgebung bei Kopfverletzungen im Kindes- und Jugendalter in der Akutsituation eine Alternative zur Computertomographie?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonas Alexander Strohm - Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Hagen Schmal - Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Freiburg, Germany
  • Rolf Lefering - IFOM, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Peter Strohm - Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bamberg, Germany
  • Ilona Schubert - Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bamberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB79-2034

doi: 10.3205/24dkou404, urn:nbn:de:0183-24dkou4047

Published: October 21, 2024

© 2024 Strohm et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Kopfverletzungen stellen im Kindesalter eine der häufigsten Ursachen für eine Vorstellung in der Notaufnahme dar. Schwere Schädel-Hirn-Traumata sind dabei jedoch selten. Zur Akutdiagnostik in der Notaufnahme ist eine (kraniale) Computertomographie (CT bzw. cCT) der Goldstandard, die Magnetresonanztomographie (MRT) scheint in den letzten Jahren aufgrund optimierter Protokolle jedoch zunehmend eine valide Alternative darzustellen, dies entspricht auch den Empfehlungen in der aktuellen Leitlinie. Ziel der Studie war es, mithilfe der nationalen Datenbank des TraumaRegister DGU® den aktuellen Stellenwert der MRT-Bildgebung beim kindlichen Schädel-Hirn-Trauma (SHT) in deutschen Traumazentren zu erheben.

Methodik: Die Datensätze des TraumaRegister DGU® (TR-DGU) von 2015 bis 2022 wurden ausgewertet (Projekt-ID 2022-012). Eingeschlossen wurden alle Kinder bis zum 15. Lebensjahr mit einer schweren (Kopf-)Verletzung (AIS 3+) und primärer Aufnahme in einem europäischen Traumazentrum, die seit dem Jahr 2015 im TraumaRegister DGU® registriert worden sind.

In einem weiteren Schritt wurden relevante Prädiktoren ermittelt und auf ihre Signifikanz überprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 5.000 eingeschlossenen Kindern wurden 205 MRTs (4,1%) und 3.990 cCTs (79,8%) dokumentiert. Eine Diagnostik mittels MRT wurde in der Altergruppe der 0- bis 1-Jährigen häufiger (5,2%) durchgeführt als bei den 14- bis 17-Jährigen (3,5%). Insgesamt zeigt sich seit 2015 eine steigende Tendenz bezüglich der durchgeführten MRTs (von 3% im Jahr 2015 auf 6,3% im Jahr 2022).

Bei der cCT-Bildgebung ergab sich eine durchschnittliche Gesamtzeit im Schockraum von 82,99 min, die Zeit bis zur erfolgten cCT-Diagnostik betrug dabei durchschnittlich 25,93 min.

Bei MRT-Bildgebung war die durchschnittliche Gesamtzeit im Schockraum 114,77 min, die Zeit bis zur erfolgten MRT-Diagnostik betrug durchschnittlich 56,91 min.

Von den präklinisch intubierten Kindern (Mittelwert ISS 26,26) haben 91,6% in der Akutdiagnostik eine cCT bekommen, bei 2,4% wurde eine MRT durchgeführt.

Größter positiver Prädiktor für die Durchführung einer MRT war die begleitende Verletzung der Halswirbelsäule (OR=3,740, p-Wert<0,001), größter negativer Prädiktor die präklinische Intubation (OR = 0,454, p-Wert<0,001).

Vor allem beim schwerverletzten Kind ist die cCT im nationalen Vergleich weiterhin der Goldstandard, u.a. aufgrund der schnelleren und breiteren Verfügbarkeit nach Eintreffen des Patienten im Schockraum. Für den Einsatz einer MRT spricht jedoch insbesondere bei jungen Patienten neben der Strahlenhygiene auch die bessere Beurteilbarkeit der Halswirbelsäule im Hinblick auf ligamentäre Begleitverletzungen. Wenn strukturelle Abläufe und Erreichbarkeiten verbessert, speziell angepasste Protokolle in ihrer zeitlichen Dauer weiter optimiert werden und der Zustand des Patienten es zulässt, sollte die Diagnostik mittels MRT als Alternative zur cCT bei kindlichen Kopfverletzungen erwogen werden. In Bezug auf ihre Sensitivität zeigen sich beide Verfahren nahezu gleichwertig.