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Hüftdysplasie in Deutschland: Analyse regionaler Disparitäten von Symptombeginn bis zur Diagnose
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Die vorliegende Studie untersucht regionale Unterschiede derDiagnosezeit und die hierfür benötigten ärztlichen Konsultationen der adulten Hüftdysplasie in Deutschland. Basierend auf früheren Arbeiten, die in den USA eine durchschnittliche Diagnosedauer von 61,5 Monaten und 3,3 Ärzte feststellten, untersuchen wir ähnliche Muster in Deutschland [1].
Angesichts möglicher psychischer Belastungen durch verzögerte Diagnose und Behandlung ist die Identifizierung regionaler Unterschiede und möglicher Ursachen entscheidend. Ergebnisse könnten gezielte Interventionen zur Verbesserung der Diagnosezeiten und -verfahren ermöglichen, die die Lebensqualität der Patienten verbessern.
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Befragung wurden Patienten untersucht, die im Zeitraum von 2022 bis 2023 in unserer Klinik eine periaceetabuläre Umstellungsosteotomie (PAO) aufgrund von Hüftdysplasie erhielten. Präoperativ erfolgte die Erhebung vom Zeitraum zwischen Symptombeginn und Diagnose, die Anzahl ärztlicher Konsultationen und der Wohnort zum Zeitpunkt erstmaliger Beschwerden. Die geografische Einteilung erfolgte nach den Regionen: I (Nord: Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern), II (Ost: Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), III (Süd: Bayern, Baden-Württemberg) und IV (West: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen). Zur statistischen Analyse wurde der Kruskal-Wallis-Test mit anschließender Dunn-Korrektur verwendet (GraphPad Prism 10.0.2). Die Studie wurde von der klinischen Ethikkomission genehmigt, alle Patienten willigten schriftlich ein.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt 325 Patienten wurden eingeschlossen: 92 wurden Region I, 51 Region II, 129 Region III und 53 Region IV zugeordnet. Signifikante regionale Unterschiede in Diagnosezeit und Konsultationsanzahl wurden festgestellt. In Region I betrug die Diagnosezeit durchschnittlich 5,11 Jahre (± 5,91), mit durchschnittlich 3,46 konsultierten Ärzten (± 2,08). In Region II lag die Diagnosezeit bei durchschnittlich 6,44 Jahren (± 6,88), mit 5,06 Ärzten (± 3,27). In der Region III wurden durchschnittlich 4,35 Jahre (± 4,82) und 4,01 Ärzte (± 2,31) verzeichnet, in Region IV 3,61 Jahre (± 4,64) und 3,81 Ärzte (± 2,88). Signifikante Unterschiede zwischen Region IV und Region II (p=0,0281) in der Diagnosezeit sowie I und II (p=0,0019) und IV und II (p=0,0299) in der Anzahl konsultierter Ärzte wurden festgestellt.
Regionale Unterschiede in Diagnosezeit und Konsultationsanzahl bei Hüftdysplasie in Deutschland weisen auf systemische Herausforderungen hin, die eine effektive frühzeitige Behandlung beeinträchtigen könnten. Wir konnten ein signifikantes West-Ost-Gefälle bezüglich der Diagnosezeit und ein signifikantes Nord-Ost- sowie West-Ost-Gefälle bezüglich der benötigten ärztlichen Konsultationen bis zur Diagnose aufzeigen. Die Identifikation dieser Unterschiede ermöglicht die Entwicklung gezielter Interventionen zur Aufklärung bezüglich Diagnose und Behandlung der adulten Hüftdysplasie.