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Implementierung eines Enhanced Recovery Programms für Knie- und Hüft-Endoprothesen bei Patienten mit relevanten Komorbiditäten
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Enhanced Recovery Programme (ERAS) werden sicher und weit verbreitet bei primären Knie- und Hüft-Endoprothesen (TEP) angewendet. Diese Programme sollen durch eine intensivierte Vorbereitung und optimierte perioperative Abläufe eine raschere Genesung ermöglichen. Inwiefern sich diese bei Patienten mit relevanten Komorbiditäten anwenden lassen, ist derzeit nicht ausreichend bekannt. Ziel der Studie war es ein speziell für Hüft- und Knie-TEP Patienten entwickeltes ERAS-Programm auf Anwendbarkeit für Patienten mit relevanten Komorbiditäten zu untersuchen.
Methodik: 633 primäre Knie- und Hüft-TEP Patienten wurden in einer prospektiven Kohortenstudie von 2019 bis 2022 versorgt und zunächst eine Kontrollgruppe (KG) mit traditioneller Behandlung erfasst (n=237, 07–12/2019). Nach Etablierung des ERAS-Programms im Jahr 2020 wurde eine Interventionsgruppe (IG) eingeschlossen (n=396, 8–11/2021, 5–10/2022, Corona-bedingte Pause). Das ERAS-Programm umfasst u.a. eine präoperative Schulung, perioperativ Dexamethason u. Tranexamsäure, Verzicht auf Katheter u. Drainagen, lokale Infiltrationsanästhesie (LIA) bei KTEP sowie eine Frühmobilisation am OP-Tag. Patiententagebücher dokumentierten den stationären Verlauf (Schmerz, Visuelle Analog Skala VAS 0–10, Mobilitätsgrad, Genesungsfragebogen). Definierte Entlassungskriterien (reizlose Wunde, sicherer Gang auf Station und Treppe, Schmerzkontrolle) wurden so erfasst. Neben Soziodemographie und Komplikationen wurden Komorbiditäten entsprechend der ASA-Klassifikation (ASA 3+4 = relevante Komorbidität) und des Charlson-Komorbiditätsindex (CCI) eingeordnet. Nachuntersuchungen erfolgten nach 3 und 12 Monaten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In KG und IG waren 40% der Patienten ASA 3 oder 4 (KG: 237 Pat., 146 ASA 1+2, 91 ASA 3+4; IG 396 Pat., 243 ASA 1+2, 153 ASA 3+4). Alter, BMI und CCI unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen (Ø 66,9 Jahre, BMI 29 kg/m²). Entlassungskriterien wurden in der KG median nach 5 Tagen und in der IG nach 4 Tagen erreicht. Frühmobilisation am OP-Tag gelang signifikant früher bei 75% der IG Pat. (vs. 3% KG) und 52% der IG Pat. konnten am OP-Tag Gehen (p<0,001). Es bestanden keine signifikanten Unterschiede des Mobilitätsgrads zwischen ASA 1+2 und ASA 3+4. Das Schmerzlevel der IG war am OP Tag niedriger, jedoch dann bis Tag 6 geringfügig aber signifikant höher (VAS Tag 0 IG Ø 4,2 vs. KG Ø 4,8, p<0,019; VAS Tag1 IG Ø 4,7 vs. KG Ø 4,0, p<0,002; VAS Tag 6 IG Ø 3,5 vs. KG Ø 2,6, p<0,001), wobei kein Unterschied zwischen ASA 1+2 und ASA 3+4 bestand.
Das ERAS-Programm konnte sicher für Pat. mit und ohne relevante Komorbiditäten implementiert werden, wobei in der IG 75% aller Pat. (ASA 1+2 u. ASA 3+4) am Tag der OP mobilisiert werden konnten. Das Erreichen der Entlassungskriterien und die Verweildauer konnte in der IG reduziert werden. Die Schmerzlevel waren zu Gunsten der besseren Mobilisation etwas erhöht.