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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Die Muskelverfettung am M. multifidus im Kontext der konservativen Rückentherapie – eine explorative Studie zur Diagnostizierbarkeit und Messung von Trainingseffekten mittels Ultraschall

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Bruno Domokos - Institut für Sportwissenschaft, Würzburg, Germany
  • Peter Janetzky - Institut für Sportwissenschaft, Würzburg, Germany
  • Julia Ettinger - Orthopädische Privatpraxis Dr. Alfen, Würzburg, Germany
  • Christoph Spang - Orthopädische Privatpraxis Dr. Alfen, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB67-3266

doi: 10.3205/24dkou334, urn:nbn:de:0183-24dkou3343

Published: October 21, 2024

© 2024 Domokos et al.
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Text

Fragestellung: Der Zusammenhang zwischen chronischen Rückenbeschwerden und einer Muskelverfettung des autochthonen M. multifidus wurde vielfach nachgewiesen. Bis heute ist ungeklärt, ob und inwieweit dieser Prozess durch spezifisches Training wie beispielsweise dem isolierten Lumbalextensorentrainings (ILEX) reversibel ist. Die Magnetresonanztomographie (MRT) als hochauflösendes Bildgebungsverfahren stellt zur Messung des Verfettungsgrades den Goldstandard dar, allerdings wird auch die Sonographie zunehmend dazu eingesetzt, muskuläre Veränderungen darzustellen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob durch die Ultraschalldiagnostik Aussagen zur Muskelverfettung bei chronischen Rückenpatienten getroffen werden können und inwieweit trainingsbedingte morphologische Veränderungen messbar sind.

Methodik: Unter Einsatz eines hochstandardisierten Sonographieverfahrens wurden im Rahmen einer prospektiven Interventionsstudie bei 55 chronischen Rückenpatienten (28 m, 27 w; Ø 41,5 Jahre, Schmerzdauer > 3 Monate) mit spezifischen Pathologien zu zwei Testzeitpunkten (t1 = prä-; t2 = postinterventionell) Messungen am M. multifidus durchgeführt. Dabei wurde im Längsschnitt der Verfettungsgrad in den tiefliegenden (T) und oberflächlichen Muskelanteilen (OF) untersucht. Mithilfe der Analysesoftware ImageJ wurden hierzu präzise definierte, quadratische Untersuchungsbereiche (ROI) hinsichtlich ihrer Echogenität (EI) analysiert, wobei diese durch die Software von 0 (= schwarz) bis 255 (= weiß) skaliert war. Nach der Eingangsdiagnostik wurde ein 16-wöchiges ILEX-Interventionsprotokoll mit 25 Einheiten durchlaufen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zu beiden Messzeitpunkten zeigte sich ein signifikanter Unterschied in den ROI der Parameter EI-T (t1 =94,75 ±23,36; t2 =95,95 ±28,98) und EI-OF (t1 =72,71 ±20,57; t2 =71,78 ±25,00, p< 0,05). Prä- und postinterventionell wurden keine signifikanten Unterschiede in den Parametern gefunden (EI-t1: 83,73 ±17,47, EI-t2: 83,86 ±22,05, p >0,05). Dabei zeigte sich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen gestiegenen und reduzierten Echogenitätswerten im Probandenpool. Schmerzdauerund Schmerzlokalisation hatten keinen signifikanten Einfluss.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Grad der Muskelverfettung zwischen tiefliegenden und oberflächlichen Anteilen des M. multifidus mittels Ultraschall differenziert werden kann. Im Einklang mit früheren MRT-Studien weisen chronische Patienten in den tieferliegenden Muskelschichten höhere Fettanteile auf. Veränderungen des Muskelfettanteils konnten in dieser Studie nicht festgestellt werden, wobei die Frage aufgeworfen werden kann, weshalb die Echogenität im prä-/postinterventionellen Vergleich bei einzelnen Patienten sowohl höhere als auch niedrigere Echogenitätswerte aufzeigt. Andere Studien konnten im Gegensatz dazu ein Muskeldicken- und -querschnitswachstum infolge einer ILEX-Therapie zeigen. Zur Feststellung von (absoluten) Fettanteilsveränderungen sollten zukünftige Studien daher gezielt auf höher auflösende Bildgebungsverfahren setzen.