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Operative Versorgung koronarer Scherverletzungen: Klinische Ergebnisse sowie Risikofaktorenanalyse
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Koronare Scherverletzungen sind seltene, jedoch schwerwiegende und vor allem den älteren Menschen betreffende Verletzungen des distalen Humerus. Die Rekonstruktion ist oft aufgrund kleiner Gelenkfragmente hoch anspruchsvoll, daher stellt sich gerade bei älteren Patienten die Frage nach der adäquaten Primärtherapie (Rekonstruktion oder osteosynthetischer Ersatz).
Ziel dieses Follow-Ups ist es, neben den allgemeinen funktionellen und klinischen Ergebnissen in einem Mid-term Follow-Up, mögliche Risikofaktoren für ein schlechteres Outcome zu identifizieren und ggf. Grenzen einer osteosynthetischen Rekonstruktion aufzuzeigen.
Methodik: Zwischen 2012 und 2022 konnten insgesamt 51 Patienten mit einer koronaren Scherverletzung in unserer Klinik operativ versorgt und im Rahmen eines retrospektiven Studiendesigns eingeschlossen werden (Durchschnitts-Follow-Up: 49 Monate). Bei 46 Patienten erfolgte eine osteosynthetische Rekonstruktion. Im Follow-Up-Assessment wurde das Outcome anhand dem Disability Arm Shoulder Hand (DASH), Oxford Elbow Score (OES) und Mayo Elbow Performance Score (MEPS) inkl. Bewegungsausmaße erhoben. Ferner wurden Rehabilitationszeit, Revisionsquote, -art und -grund erfasst, sowie das radiologische Bildmaterial analysiert. Zuletzt erfolgte eine multivariate Risikofaktorenanalyse anhand gängiger Variablen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach 49 Monaten zeigte das Gesamtkollektiv einen MEPS von 90,0, einen DASH-Score von 16,7 und einen OES von 38,4 Punkten sowie gute funktionelle Ergebnisse (ROM Ext./Flex. 123,1°). Insgesamt ergab sich eine Komplikationsrate von 43,1% (n=22) und eine Reoperationsrate von 35% (n=18). Reoperationen waren vornehmlich Metallentfernungen. Ein Wechsel auf eine Endoprothese musste bei keinem Patienten durchgeführt werden. Dubberley Typ A Verletzungen zeigten im Vergleich zu Typ B Verletzungen signifikant bessere funktionelle Ergebnisse und niedrigere Komplikations- und Revisionsraten (p=0,21). Hinsichtlich des Frakturtyps zeigte sich eine zunehmende Verschlechterung der Funktion sowie Anstieg der Komplikations- und Revisionsrate mit steigender Dubberley-Klassifikation. Als Risikofaktoren für ein schlechtes Outcome (MEPS <70) konnte neben dem initialen Frakturtyp (p=0,033) auch eine Verletzung der dominanten Seite (p=0,003) ermittelt werden, wobei ein erhöhtes Alter, BMI und Geschlecht keine Auswirkungen auf das funktionelle Ergebnis oder die begleitende Komplikationsrate zeigten.
Mithilfe einer exakten präoperativen Klassifizierung sowie eines standardisierten Vorgehens können bei den meisten Patienten mit koronaren Scherverletzungen des distalen Humerus gute Ergebnisse in einem Mid-term Follow-Up erzielt werden. Selbst höhergradige Verletzungen mit dorsaler Trümmerzone zeigen mithilfe einer osteosynthetischen Rekonstruktion gute funktionelle Ergebnisse und keine erhöhte Komplikations-oder Reoperationsrate. In unserem Nachuntersuchungszeitraum ist die Osteosynthese selbst in einem älteren Kollektiv eine adäquate Versorgung höhergradiger Verletzungen.