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Medial öffnende hohe Tibia Osteotomie – ist die Auffüllung mit allogener Kortikospongiosa dem offenen Osteotomiespalt überlegen?
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Rückkehr zu Arbeit (Return to work, RTW) und Sport (Return to sport, RTS), die funktionellen Ergebnisse und die Zeit bis zur Knochenheilung nach medial öffnender hoher Tibia Osteotomie (open-wedge high tibial osteotomy, OWHTO) zu untersuchen und die Auffüllung des Osteotomiespalts mit allogener Kortikospongiosa mit einer Kontrollgruppe ohne Auffüllung zu vergleichen.
Methodik: Daten von 195 Patienten, welche sich im Zeitraum 01/16–03/18 einer OWHTO unterzogen, wurden retrospektiv ausgewertet. Den Patienten wurden kniespezifische Scores (IKDC, Cincinnati-Sportsmedicine and Orthopedic Center Score, Tegner) und ein standardisierter Fragebogen, welcher die sportliche und berufliche Aktivität prä- und postoperativ und die Zeit bis zur Rückkehr zu Vollbelastung, Arbeit und Sport erfasste, zugesandt. Die Knochenheilung wurde anhand von Röntgenaufnahmen nach 6, 16, 28 und 53 Wochen beurteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 83 Patienten (42,6%) wurde der Osteotomiespalt nicht aufgefüllt (Gruppe I) und bei 112 Patienten (57,4%) wurde allogene Kortikospongiosa in Chipsform verwendet (Gruppe II). Die Länge des Follow-up betrug 17 Monate (12–29 Monate). Patienten der Gruppe II wiesen eine schnellere Knochenheilung auf (21±12,3 Wochen vs. 31,9±14,2 Wochen, p<,001) und kehrten früher zur Vollbelastung zurück (8,2±4,5 Wochen vs. 9,8±5 Wochen, p=,013). Beim IKDC-Score (69±17,2 vs. 69,9±15,2, p=,834), Cincinnati-Sportsmedicine and Orthopedic Center-Score (68±18,3 vs. 69,4±18,2, p=,698) und Tegner-Score (3,8±1,5 vs. 4±1,5, p=,246) gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Ebenso zeigte sich kein Unterschied bezüglich Komplikationsrate und RTW/RTS. Unabhängig von der Auffüllung des Osteotomiespaltes war ein RTW in 92,8% der Fälle nach 13,7±12,3 Wochen möglich. Ein hoher BMI und körperlich belastende Arbeit führten zu einer längeren Arbeitsunfähigkeit (p=,039, p<,001). Von allen Patienten kehrten 96,2% nach 22,7±18,3 Wochen zum Sport zurück, jedoch verringerte sich postoperativ die Anzahl an ausgeübten Disziplinen (1,9±1,4 vs. 1,6±1,2, p<,001) und Trainingseinheiten pro Woche (2,2±1,6 vs. 1,9±1,6, p=,006). 39% senkten die Sportintensität und 31,3% das Wettkampfniveau (p<,001). Wir beobachteten einen postoperativen Trend zu Sportarten mit geringer Belastung und Freizeitsport.
Die Auffüllung des Osteotomiespalts mit allogener Kortikospongiosa in Chipsform führte zu schnellerer Knochenheilung und einer früheren Rückkehr zur Vollbelastung. Dennoch zeigte sich keine Überlegenheit bezüglich RTW/RTS und in den funktionellen Scores. Die Entscheidung für oder gegen eine Auffüllung des Osteotomiespaltes bleibt daher eine Einzelfallentscheidung. Falls indiziert, ist allogene Kortikospongiosa ein leicht verfügbares und sicheres Füllmaterial, das zu einer zügigen Knochenheilung führt.