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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

„Einfache“ Ellenbogenluxation – immer „Horii-Zyklus“? Der posterolaterale Verletzungsmechanismus auf dem Prüfstand

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Siebenlist - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Romed Peter Vieider - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Marie Kluge - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Pavel Kadantsev - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Lucca Lacheta - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB58-2829

doi: 10.3205/24dkou275, urn:nbn:de:0183-24dkou2756

Published: October 21, 2024

© 2024 Siebenlist et al.
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Text

Fragestellung: Der Verletzungsmechanismus bei einfachen Ellenbogenluxationen wird konventionell mit dem posterolateralen Mechanismus, oder „Horii-Zyklus“ nach O’Driscoll, erklärt. Dieser unterteilt die Luxation in eine chronologische Abfolge von posterolateral nach medial. Die höchste Inzidenz von Verletzungen muskuloligamentäre Strukturen sollten demnach lateralseitig nach einfachen Luxationen auftreten. Ziel dieser Studie war es die Inzidenz von muskuloligamentäre Verletzungen nach einfachen Ellenbogenluxationen einer großen Kohorte zu erheben.

Methodik: Alle Ellenbogenluxationen im Zeitraum zwischen 01.01.2012 bis 31.12.2024 die in einem Traumazentrum (Maximalversorgung) vorstellig waren, wurden retrospektiv eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Frakturen, chronischer Instabilität, Voroperationen, vorangegangene muskuloligamentäre Verletzungen des Ellenbogengelenks oder fehlende MRT-Bildgebung. Verletzungen des medialen und lateralen Muskel-Bandapparats wurden, mittels magnetresonanztomographischer (MRT) Bildgebung zum Zeitpunkt der posttraumatischen Erstvorstellung, von zwei Ratern evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 95 Patienten (36,1±15,4 Jahre; Geschlecht 48,4% männlich, BMI 23,9 ±3,2) in die retrospektive Studie eingeschlossen werden. Isolierte laterale Weichteilverletzungen wurden bei n=27 (28%) Patienten (ligamentär 9, muskuloligamentär 18) und bilaterale Verletzungen wurden bei n=36 (38%) Patienten (ligamentär 26, muskuloligamentär 10) beobachtet. Isolierte Verletzungen der medialen Strukturen wurden bei n=25 (26%) Patienten (ligamentär 9, muskuloligamentär 16) detektiert. Die durchschnittliche Zeit zwischen der Luxation und dem posttraumatischen MRT betrug 10,4 ± 8,1 Tage. Die Interraterreliabilität zwischen 2 Ratern zeigte eine gute Korrelation (k=0,79).

Das muskuloligamentäre Verteilungsmuster nach einfacher Ellenbogenluxation konnte in dieser Studie mit dem posterolaterale Luxationstheorem nur teilweise assoziiert werden. ¼ aller Traumata zeigten eine isoliert mediale Weichteilverletzung. Weder laterale noch mediale Verletzungen der Muskel- Bandstrukturen waren in dieser Studie überproportional betroffen. Ein eindeutiger Verletzungsmechanismus konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden.