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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Entwicklung eines laborbasierten Frailty-Index zur Riskovorhersage älterer Traumapatient*innen nach einer Proximalen Femurfraktur

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Malou-Sophie Dietrich - Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Emmanouil Liodakis - Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Manfred Gogol - Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB45-2290

doi: 10.3205/24dkou201, urn:nbn:de:0183-24dkou2017

Published: October 21, 2024

© 2024 Dietrich et al.
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Fragestellung: Der demographische Wandel führt zu einem größeren Anteil älterer Menschen mit heterogenen Gesundheitszuständen. Frailty, ein Zustand verminderter Widerstandsfähigkeit bei älteren Patient*innen, erhöht das Risiko für Stürze und Komplikationen, einschließlich Proximaler Femurfrakturen (PFF). Diese PFF-Patienten haben, trotz regulärer Versorgung, eine erhöhte Sterblichkeitsrate. Trauma, Operation und Rehabilitation stellen für sie aufeinanderfolgende Stressoren dar, deren Bewältigung individuell variiert. Viele Assessments sind bei dieser Patientengruppe nicht anwendbar, sodass die Identifikation von Risikopatient*innen im akuten Setting eine besondere Herausforderung darstellt. Das Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines einfachen Scores aus Routinelaborparametern, um ein erhöhtes Mortalitätsrisiko innerhalb von 12 Monaten nach einer PFF vorherzusagen. Die Auswertung von Labordaten bietet dabei einen kosteneffizienten und praktikablen Ansatz zur Identifikation vulnerabler Patient*innen im klinischen Alltag.

Methodik: Diese retrospektive Kohortenstudie schließt Patient*innen im Alter von über 70 Jahren ein, die zwischen 06/2021 und 07/2022 wegen einer PFF operiert worden sind. Der Frailty-Labor Score (FI-Lab) wurde zunächst aus 44 und im Anschluss aus 21 routinemäßig bei Aufnahme erhobenen Blutparametern abgeleitet. Die Auswahl der 21 Parameter ist mittels Multipler Mann-Whitney-U-Tests erfolgt. Laborparameter und unfallchirurgische Prozessdaten wurden dem Krankenhausinformationssystem entnommen. Follow-up-Daten wurden mit Hilfe eines semistrukturierten Telefoninterviews erfasst. Die Validität des FI-Labs wurde durch Receiver Operating Characterisics, der Area under the curve (AUC) und Kaplan-Meier-Kurven bewertet, welche mittels GraphPadPrism 10 erstellt wurden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 235 Patient*innen, 67,34% davon waren weiblich. Das mittlere Alter betrug 83,65 (± 6,26) Jahre. Innerhalb des ersten Jahres sind 38,3% verstorben. Der FI-Lab21 war nicht normalverteilt mit einem Mittelwert von 0,3 (± 0,17, Range 0–1), einem Minimum von 0 und einem Maximum von 0,85. Der Median betrug 0,28. Die 1., 5., 95. und 99. Perzentile lagen bei 0, 0,05, 0,6 und 0,8. Er wies für 6-Monats- und 1-Jahres-Überleben eine AUC von 0,7177 bzw. 0,7423 und signifikante Kaplan-Meier-Überlebenskurven (p<0,0001) auf. Hohe Werte im FI-Lab korrelierten mit dem präoperativen ASA-Score (p=0,0003), der Zeit von Aufnahme bis Schnitt (p=0,0131), der Anzahl an perioperativ verabreichten Transfusionen (p<0,0001) und der postoperativen Komplikationsrate (p=0,0252).

Diese Ergebnisse verdeutlichen die klinische Relevanz und Validität des entwickelten FI-Lab21 als prädiktives Instrument für das postoperative Outcome und unterstreichen die Bedeutung einer differenzierten Risikostratifikation in der perioperativen Betreuung.