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Kolonisation mit Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) – ein unterschätztes Problem in der Revisionsendoprothetik?
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: VRE (v.a. E. faecalis und E. faecium) sind gram-positive, multiresistente Erreger, welche sowohl im Rahmen der Krankenhaushygiene, als auch als mögliche Erreger von fremdkörperassoziierten Infektionen eine wichtige Rolle spielen. Bisher ist ihre Verbreitung bei orthopädischen Patienten mit geplanter Prothesenrevision jedoch unklar, gleiches gilt für typische Risikofaktoren für eine Besiedlung und den etwaigen Einfluss auf Komplikationen.
Methodik: In dieser retrospektiven Auswertung eines klinikweiten neu aufgelegten Screenings auf VRE im Analabstrich wurden alle Patienten, die auf Grund einer Knie- oder Hüftendoprothesenrevision aufgenommen wurden nachuntersucht. Diese Analyse stützt sich auf die Abstrichergebnisse aller Patienten, die zwischen 10/2016 und 10/2019 operiert wurden. Insgesamt wurden 426 Patienten eingeschlossen, davon 50% (215/426) Männer und 50% (211/426) Frauen, medianes Alter 73 (IQR 63–80). Bei 57% (243/426) erfolgte ein aseptischer Wechsel wohingegen, 43% eine periprothetische Infektion (PPI) hatten. Die Prothesenlokalisation war Hüfte in 53% (226/426), Knie in 44% (188/426) und zwölf totale Femurersätze.
32% (137/426) erhielten eine intravenöse Antibiose mit Vancomycin und bei 31% (134/426) der Patienten wurde Vancomycinzement zur Fixation verwendet und bei 32%/136/426) der Patienten wurde ein Vancomycinspacer genutzt.
Es erfolgt die deskriptive Auswertung von Prävalenz und möglichen Risikofaktoren für eine Kolonisation oder Infektion mit VRE.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt waren 25% der Patienten mit VRE kolonisiert (105/426). Eine PPI mit VRE lag nur in 3% (13/426) der Fälle vor.
Patienten, die auf Grund einer PPI operiert wurden, hatten ein erhöhtes Risiko für eine VRE-Kolonisation im Vergleich zu Patienten mit aseptischem Prothesenwechsel (45% (83/183) vs. 9% (22/243), p<0,001). Gleichermaßen hatten Patienten mit vorausgegangen PPI am selben Gelenk eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine VRE-Kolonisation (37% (51/138) vs. 16% (43/277), p<0.001), wohingegen vorausgegangene aseptische Wechseleingriffe hier kein Risiko darstellten.
Patienten mit systemischer Vancomycintherapie hatten eine erhöhte Rate an VRE-Kolonisation (37% (50/134) vs. 16% (44/281), p<0,001), sowie Patienten, die mit Flucloxacillin (38% (26/69) vs. 20% (68/346), p=0,002) und Patienten die mit Rifampicin (32% (51/159) vs. 17% (43/256), p<0,001) therapiert wurden. Patienten, die eine Antibiotikakombinationstherapie erhielten, hatten ebenso ein erhöhtes Risiko für eine VRE-Kolonisation (36% (88/244) vs. 4% (7/172), p<0,001). Auch die Verwendung von Vancomycin im Knochenzement oder Spacer war mit einem erhöhten Risiko für VRE-Kolonisation assoziiert (p<0,001), wobei die meisten Patienten auch systemisch Vancomycin erhielten.
Die Besiedlung mit VRE bei Patienten aus der Revisionsendoprothetik ist häufig. Gerade Patienten mit PPI und Antibiotikatherapie sollten sich einem Screening unterziehen, sodass entsprechende Hygienemaßnahmen ergriffen werden können.