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Kontroversen in der Behandlung von Patient:innen mit Weichteilsarkomen: Ergebnisse und Empfehlungen der ersten Konsensuskonferenz „Conference on the State of Science in Sarcoma“ (CSSS)
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Published: | October 21, 2024 |
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Fragestellung: Die nationalen und internationalen Leitlinien zu Weichteilsarkomen decken die Aspekte der Diagnostik und Therapie ab, für die qualitativ hochwertige Daten bestehen, aus denen evidenzbasierte Empfehlungen abgeleitet werden können. Sie decken aber nicht jene Aspekte der Behandlung ab, die unter Sarkomexpert:innen kontrovers diskutiert werden und für die keine bzw. widersprüchliche Daten vorliegen. Unser Ziel war es, Konsensusempfehlungen zu kontroversen Themen in der Diagnostik, perioperativen, lokalen und palliativen Therapie von Weichteilsarkomen zu entwickeln, die die vorhandenen Leitlinien komplementieren würden.
Methodik: Wir organisierten eine Konsensuskonferenz unter Teilnahme von 62 Sarkomexpert:innen verschiedener Fachdisziplinen aus 12 europäischen Ländern. In einem modifizierten Delphi Prozess haben wir 220 kontroverse Fragen zur Behandlung von Weichteilsarkomen identifiziert und systematisch evaluiert. Empfehlungen, die von >=75% der Teilnehmer:innen unterstützt wurden, wurden als „Konsensus“ definiert, während Empfehlungen, die von >=95% der Expert:innen unterstützt wurden, als „starker Konsensus“ definiert wurden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ein Konsensus konnte in 30 Empfehlungen erreicht werden. Darunter zählten die routinemäßige Durchführung von Stanzbiopsien zur histologischen Sicherung und die Durchführung einer prä- statt postoperativen Chemotherapie bei lokal fortgeschrittenen Weichteilsarkomen der Extremitäten und des Rumpfes. Konsensus bestand auch in der Notwendigkeit einer kombinierten lokalen und systemischen Therapie von Patient:innen mit einer sekundären oligometastatischen Erkrankung und in der Empfehlung gegen die Vergütung von operativen Sarkombehandlungen außerhalb von spezialisierten Sarkomzentren.
Ein starker Konsensus konnte in 16 weiteren Empfehlungen erreicht werden, darunter in der Berücksichtigung sowohl der Tumorausdehnung und -biologie als auch der peri- und postoperativen Morbidität bei der Entwicklung von operativen Behandlungsstrategien, sowie in der Beurteilung des Ansprechens von neoadjuvanten Therapien anhand einer Kombination von bildgebenden und histopathologischen Parametern.
Auf der anderen Seite bestand kein Konsensus in der Definition von Hoch-Risiko-Tumoren oder den Zielen der operativen Behandlung von Patient:innen mit progredienter Erkrankung unter einer neoadjuvanter Therapie, im optimalen Interval zwischen einer präoperativen Strahlentherapie und der anschließenden Tumorresektion, oder in der optimalen Behandlungsstrategie nach einer ungeplanten marginalen/intraläsionalen Resektion von Weichteilsarkomen der Extremitäten.
Zusammenfassend konnten wir eine Reihe von Konsensusempfehlungen entwickeln, die allerdings lediglich 21% der diskutierten Behandlungsaspekte abdeckten. Wir konnten zudem einige relevante Fragestellungen für zukünftige Studien definieren, in manchen Bereichen erscheint es aber unwahrscheinlich, dass ein Konsensus in absehbarer Zeit erreicht werden kann.