Article
Eine neue Klassifikation der lateralen Klavikulafrakturen und Vergleich mit den existierenden Klassifikationssystemen
Search Medline for
Authors
Published: | October 21, 2024 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Diverse bestehende Klassifikationssysteme für Frakturen der lateralen Klavikula weisen eine geringe Interobserver Reliabilität aus und liefern begrenzte Informationen für die Therapieentscheidung bei der Behandlung. Ziel dieser Studie war es, die Interobserver Reliabilität eines neu entworfenen Klassifikationssystems und damit verbundene Therapiestrategie für laterale Klavikulafrakturen zu bestimmen.
Methodik: 4 Rater, darunter 2 erfahrene Schulterexperten und 2 Fachärzte mit dem Schwerpunkt in der Schulterchirurgie, beurteilten unabhängig voneinander Routine-Röntgenaufnahmen von 100 Patienten mit lateralen Klavikulafrakturen. Sie wurden gebeten, die Frakturen nach Neer, Jäger und Breitner sowie neuem Klassifikationssystem einzustufen und für jeden einzelnen Fall eine Behandlungswahl zu bestimmen. Diese Klassifikation wurde zu zwei verschiedenen Zeitpunkten im Abstand von 6 Wochen durchgeführt. Die neue Klassifikation teilt die Frakturen in 3 Zonen jeweils gemäß des Dislokationsgrades und der zu erwartenden Bandverletzung ein (1: lateral des korakoklavikulären (CC) Bänderansatzes, 2: Am Ansatz der CC-Bänder, 3: medial des CC-Bänderansatzes; a: nicht disloziert, b: disloziert, siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Daten wurden statistisch mittels ungewichtetem Cohen’s Kappa zur Messung der Intrarater-Reliabilität und mittels Fleiss’schen Werten zur Messung der Interrater-Reliabilität für die Klassifikationssysteme und die Behandlungsempfehlungen ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Interrater Reliabilität war moderat für die Neer Klassifikation (k=0,565), substanziell für die Jäger und Breitner Klassifikation (k=0,781) und für das neue Klassifikationsystem (k=0,798). Während 28 Fälle mit der Neer Klassifikation und 28 Fälle mit der Jäger und Breitner Klassifikation von mindestens einem der Rater nicht eingestuft werden konnten, konnten 99% der Fälle mit der neuen Klassifikation eingeteilt werden. Die Intrarater Reliabilität war moderat für die Neer Klassifikation (k=0,693) und für die Jäger und Breitner Klassifikation (k=0,660) und substanziell für das neue Klassifikationsystem (k=0,762). Die Interobserver Reliabilität der Behandlungswahl (operativ vs. konservativ) war substanziell (k=0,714). Während die Rater 94–99% aller als Subgruppe b klassifizierten Fälle operativ versorgen würden, waren nur 0–26% der als Subgruppe a klassifizierten Fälle als operativ zu versorgen eingestuft worden.
Unsere Studie zeigte eine hohe Inter- und Intrarater Reliabilität des neuen Klassifikationssystems und der damit verbundenen Behandlungswahl. Außerdem scheint das neue Klassifikationssystem in der Lage zu sein, die allermeisten lateralen Klavikulafrakturen einstufen zu können.