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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Der diagnostische Wert der alleinigen Alexanderaufnahme für die Therapieentscheidung bei akuten AC-Gelenksinstabilitäten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Leopold Henssler - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Lisa Klute - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Luis Huber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Volker Alt - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Maximilian Kerschbaum - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB16-3318

doi: 10.3205/24dkou030, urn:nbn:de:0183-24dkou0305

Published: October 21, 2024

© 2024 Henssler et al.
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Fragestellung: Die verbreitete Einteilung der akuten AC-Gelenksverletzungen erfolgt aktuell nach der Rockwood-Klassifikation anhand des coracoclaviculären Abstands im Seitenvergleich in a.p.-Belastungsaufnahmen beider Schultereckgelenke. Da hierbei eine dynamische horizontale Translation (DHT) der lateralen Clavicula jedoch nicht adäquat abgebildet wird, wodurch die Instabilität der Verletzung eher unterschätzt wird, wird zur Therapieentscheidung Bei Rockwood-III Verletzungen bereits die Durchführung von Alexanderaufnahmen empfohlen.

Obwohl die Rockwood-Klassifikation in der Literatur eine niedrige Interrater-Reliabilität zeigte, wird die Therapieentscheidung aktuell weiterhin aus dieser Klassifikation abgeleitet. Ziel der Arbeit war es, den Wert der alleinigen Alexanderaufnahme zur Ableitung einer Therapieentscheidung ohne Kenntnis der a.p.-Aufnahme zu bestimmen.

Methodik: Es wurden retrospektiv die Daten von 32 konsekutiven Patienten (23m, 9w, 38 ± 13 Jahre) mit akuten ACG-Verletzungen zwischen 2020 und 2023 analysiert.Gemessen an den a.p.-Aufnahmen wurden die Verletzungen anhand der Rockwood-Klassifikation (Typ I, n = 5; Typ II, n = 9; Typ IIIB, n = 8; Typ V, n = 10) und den aktuell geltenden Therapieempfehlungen in zwei Gruppen unterteilt: Hierbei wurden die Typen I-IIIA nach Rockwood unter Therapieempfehlung „konservativ“ (Gruppe 1, n = 14) und die Typen IIIA und V nach Rockwood unter „operativ“ (Gruppe 2, n = 18) zusammengefasst.

Anschließend wurde die Übereinstimmung zwischen der Indikationsstellung zur operativen Therapie anhand der a.p. und Alexanderaufnahmen und der Indikationsstellung einzig anhand der Alexanderaufnahmen ohne Kenntnis der a.p. Aufnahmen untersucht. Hierbei wurde die Circles-Methode sowie eine nominale Klassifikation der dynamischen horizontalen Instabilität angewandt. Zudem wurden die Interrater-Reliabilitäten der Therapieentscheidung dreier unabhängiger Bewerter berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die kategoriale Einteilung der DHT ergab bei 21 von 32 Patienten eine DHT. Damit lag die Sensitivität der alleinigen Betrachtung der DHT zur Indikationsstellung einer operativen Therapie bei 100%, die Spezifität bei nur 78,6%. Der negativ-prädiktive Wert (NPW) betrug 100%. Bei Verwendung der Circles-Methode ergab sich für einen Grenzwert von 14 mm eine Sensitivität von 83,3% und Spezifität von 92,9% für die Übereinstimmung mit der OP-Indikation nach der Rockwood-Klassifikation. Die Interrater-Reliabilität der Ableitung einer OP-Indikation aus Alexander-Aufnahmen alleine war fast perfekt (Fleiss-k 0,83).

Zusammenfassend kann eine Therapieentscheidung bei akuten ACG-Verletzungen auf Grundlage der alleinigen Kenntnis der Alexanderaufnahme erfolgen, wobei hier eine zufriedenstellende, wenn auch nicht optimale Übereinstimmung mit Therapieentscheidung auf Grundlage der Rockwood-Klassifikation erzielt wird. Die verblindete Beurteilung der Operationsindikation durch mehrere Rater zeigte dennoch eine hohe Übereinstimmung mit und ohne Kenntnis der a.p.- und Belastungsaufnahmen.