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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Indikation zur kranialen Computertomographie bei leichtem Schädelhirntrauma bei Patient*innen über 65 Jahren – Systematic Review

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Astrid Göldner - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Anne Neubert - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Stefanie Williams - Stowers Institute for Medical Research, Kansas City, Missouri, United States
  • Dan Bieler - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Koblenz, Germany
  • Michael Bernhard - Zentrale Notaufnahme, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Joachim Windolf - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Carina Jaekel - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB15-2100

doi: 10.3205/24dkou026, urn:nbn:de:0183-24dkou0264

Published: October 21, 2024

© 2024 Göldner et al.
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Text

Fragestellung: In Deutschland sind ca. 85% der Schädelhirntraumata (SHT) leichte SHT (Glasgow Coma Scale (GCS) 13 – 15). Insbesondere die Inzidenz eines SHT nach Niedrigrasanztrauma bei Patient*innen (Pat.) ≥65 Jahre (J.) steigt. Die Studie untersucht, ob und welche klinischen Einflussfaktoren (EF) zur Indikation der kranialen Computertomographie (cCT) bei Pat. ≥65 J. genutzt werden können.

Methodik: Im Rahmen einer systematischen Literatursuche wurden Studien in englischer oder deutscher Sprache auf PubMed gesucht. Eingeschlossen wurden alle Studien mit Pat. ≥65 J., GCS 13 – 15, nach Niedrigrasanztrauma, die untersuchen, welche Pat. eine initiale cCT bei leichtem SHT erhalten sollten. Zusätzlich wurde eine Handsuche der Quellenangaben eingeschlossener Studien und identifizierter Systematic Reviews durchgeführt. Das Critical Appraisal der Studien wurde mit dem Methodological index for non-randomized studies durchgeführt. Die Daten wurden qualitativ ausgewertet und einer Datensynthese mittels einer modifzierten "vote counting based on direction of effect"-Methode unterzogen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Suche ergab 8.149 Treffer. Zur vorliegenden Fragestellung wurden 29 Studien mit zusammen 38.007 Pat. identifiziert und analysiert. Das Durchschnittsalter lag bei 77 J. mit 46% männlichen Teilnehmern in 25 der Studien (4 von 29 Studien ohne Angaben). Es konnten 19 EF identifiziert werden, die jeweils mindestens in einer der Studien in einer multivariaten Regressionsanalyse statistisch signifikant mit einem pathologischen cCT assoziiert waren. Zu den identifizierten EF zählen klinische (z.B. arterielle Hypertonie), neurologische (z.B. fokal-neurologisches Defizit, GCS ≤14), unfall- (z.B. Anzeichen Schädelbasisfraktur) und patientenassoziierte Faktoren (z.B. Antikoagulation, Alter ≥75 J.). Basierend auf den multivariaten Regressionsanalysen der eingeschlossenen Studien, im Abgleich mit der klinischen Expertise des Projektteams, wurden 11 der 19 EF zur Indikationsstellung der cCT bei leichtem SHT bei Pat. ≥65 J. identifiziert. Es sprachen sich 7 von 29 Studien dafür aus, EF zur Indikationsstellung der cCT in diesem Patientenkollektiv zu nutzen, 4 Studien empfahlen die cCT für alle Pat. mit leichtem SHT unabhängig von EF.

In der Regel erhalten im klinischen Alltag alle Pat. ≥65 J. mit leichtem SHT eine cCT (wie auch von NICE-Guidelines, Canadian CT Head Rule, NEXUS II empfohlen). Die Indikation auf klinische EF zu stützen, könnte jedoch eventuell auch in dieser Altersgruppe ein alternatives Vorgehen darstellen und Pat. vor Überdiagnostik schützen und begrenzte klinische Ressourcen schonen. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollten in einer Beobachtungsstudie auf Anwendbarkeit untersucht werden. Die Stärke der Studie ist die systematische, reproduzierbare Zusammenstellung der aktuellen Evidenz.