gms | German Medical Science

German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Salmonellenosteomyelitis als seltene Komorbidität eines M. Crohn und differentialdiagnostische Abgrenzung zu einem Knochentumor

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Fabian Hennes - Klinik und Poliklinik für, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Dimitris Ntalos - Klinik und Poliklinik für, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Alexander Spiro - Altonaer Kinderkrankenhaus, Klinik für Kinderorthopädie, Hamburg, Germany
  • Matthias Priemel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Darius Thiesen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Johannes Maria Rueger - Klinik und Poliklinik für, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany
  • Till Orla Klatte - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT29-1416

doi: 10.3205/18dkou845, urn:nbn:de:0183-18dkou8450

Published: November 6, 2018

© 2018 Hennes et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Salmonelleninfektionen treten zumeist in Form eines enterischen Fiebers oder einer Gastroenteritis in Erscheinung. Daneben gibt es mit 8 % seltenere extraintestinale Manifestationsformen. Unter diesen ist eine durch Salmonellen bedingte Osteomyelitis (SO) mit 0,45 % aller Osteomyelitiden eine Seltenheit. Insbesondere der vorliegende Fall einer hämatogenen SO im Bereich des linken Unterschenkels in Assoziation mit einem M. Crohn unter immunsuppressiver Therapie stellt eine Rarität dar. Aufgrund der atypischen metaphysären Lokalisation, der osteolytischen Darstellung sowie der erhöhten Entzündungsparameter stellt die Abgrenzung zu einem malignen Geschehen eine Herausforderung dar. Durch kritische differentialdiagnostische Betrachtung und konsequentes operatives Vorgehen konnten wir im Vorliegenden Fall einen Behandlungserfolg erzielen.

Methodik: Wir berichten über eine 27-jährige Patientin mit Salmonellenosteomyelitis der linken proximalen Tibiametaphyse. Die Erstvorstellung in unserer Klinik erfolgte mit schmerzhafter, atraumatischer Kniegelenksschwellung seit 6 Wochen und Verdachtsdiagnose eines ossären Lymphoms. Als Vorerkrankung besteht ein mit Azathioprin und Prednisolon therapierter M. Crohn. Nach erweiterter Bildgebung (CT, MRT, Skelettszintigraphie) sowie Ausschluss einer floriden Aktivität des M. Crohn und weiterer Infektfoci entschieden wir uns für eine offene Probenentnahme. Es konnten Salmonellenspezies der Gruppe C nachgewiesen und ein malignes Geschehen ausgeschlossen werden. Es erfolgte die chirurgische Infektsanierung durch umfangreiches Débridement einschließlich medialer Knochenfensterung der distalen Tibia mit retrograder Aufbohrung, Lavage und Einlage gentamicinhaltiger Zementketten. Zudem wurde eine antibiogrammgerechte Therapie mit Ceftriaxon verabreicht. Die immunsuppressive Therapie änderten wir von Prednisolon auf Mesalazin. Vier Wochen postoperativ kam es unter fortgesetzter Antibiose bedauerlicherweise zu einer späten Wundheilungsstörung ausgehend von zwei Fadeneinstichlöchern. Nach erneutem Débridement gelang mittels Gastrocnemius-Schwenklappenplastik und späterem Meshgraft die Defektdeckung. Nach drei Monaten wurde bei Weichteilkonsolidierung eine Zementauffüllung des knöchernen Defekts unter Beimischung von Meropenem durchgeführt. Klinische Nachuntersuchungen über ein halbes Jahr zeigten einen unauffälligen Befund ohne neuerlichen Infektanhalt und eine beschwerdefreie Patientin.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zusammenfassend ist der vorliegende Fall einer SO in atypischer Lokalisation als seltene Komorbidität eines M. Crohn bemerkenswert. Knochenschmerzen sollten bei Patienten unter Immunsuppression besondere Beachtung finden. Die Biopsie ist bei unklaren Knochenläsionen das Diagnostikum der Wahl. Bei Osteomyelitis sind radikales Débridement und antibiotische Therapie eine effiziente Therapiekombination. Eine Gastrocnemius-Schwenklappenplastik stellt zudem eine gute Option zur Weichteildeckung im Bereich des proximalen Unterschenkels dar.