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Ligamentverletzungen beim schwer- und mehrfachverletzten Patienten
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Kniegelenksnahe Bandverletzungen können beim schwer- und mehrfachverletzten Patienten zu langfristigen funktionellen Einschränkungen und somit zur Beeinträchtigung der Lebensqualität und Berufsfähigkeit führen.
Ziel der Studie war es, Prädiktoren für eine kniegelenksnahe Bandverletzung bzw. eine Multiligamentverletzung im Rahmen einer Kniegelenksluxation zu identifizieren.
Methodik: Nach Freigabe durch das TR-DGU Reviewboard (Projekt ID: 2014-057), erfolgte die retrospektive Auswertung. Zeitraum: 1/2009 bis 12/2016. Teilnehmende Länder: Deutschland, Österreich, und die Schweiz (D-A-CH) Einschlusskriterien: a) Max AIS 3+; b) Patienten ohne (Kontrollgruppe) und mit kniegelenksnaher Ligamentverletzung. Ausschlußkriterium: früh weiterverlegte Patienten (Ausschluss double-counting). Unterteilung: 1) (Kniegelenksnahe) Sehnen/Bandverletzung; 2) Kniegelenksluxation.
Die Schwere der Verletzung wurde anhand der Abbreviated Injury Scale (AIS) bewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mit SSPS (Vs. 23, IBM Inc., Armonk, NY) und umfasste demographische Daten, Begleitverletzungen uns operative Versorgung. Im Rahmen einer Regressionsanalyse wurden unabhängige Prädiktoren für eine Bandverletzungen identifiziert. Im Kontext multipler Verletzungen wurde ebenfalls eine zeitverzögerte Diagnosestellung abgefragt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Untersuchung umfasste 139462 Patienten, hierunter zeigten 4411 (3.2%) eine ligamentäre Kniegelenksverletzung. Bei 1153 Patienten wurde eine Kniegelenksluxation diagnostiziert. Betroffene Patienten waren im Mittel 42.7 Jahre alt, männlich (70.7%) und schwer- bzw. mehrfach verletzt (ISS 21.4; Kontrollgruppe 21.7). Vorwiegende Unfallmechanismen waren der PKW-Verkehrsunfall (n=1374, 31.7%) und der Motorradunfall (n=1305, 30.1%).
Bei einer Luxation des Kniegelenks waren Läsionen des Nervus peroneus in 6.7% und der Arteria poplitea in 6.9% assoziiert. Als unabhängige Prädiktoren für eine Ligamentverletzung wurden u.a. Patellafrakturen (OR 2.3, 95%-CI 1.99-2.62, p ≤ 0.001); Verkehrsunfälle (OR 2.1, 95%-CI 1.86-2.51, p ≤ 0.001); Tibiafrakturen (OR 1.9, 95%-CI 1.75-2.05, p ≤ 0.001); und Femurfrakturen (OR 1.76, 95%-CI 1.64-1.89, p ≤ 0.001) identifiziert. Die Verletzungsschwere nach ISS hatte keinen prädiktiven Wert.
Kniegelenksnahe Bandverletzungen treten häufig im Rahmen von Hochrasanzverletzungen auf, jedoch ist die Verletzungsschwere per se kein Prädiktor für eine Bandverletzung. Lokale Begleitverletzungen (Patella, Tibia, Femur) können hinweisgebend sein. Trotz vergleichbarer Verletzungsschwere scheinen kniegelenksnahe Bandverletzungen die Liegedauer maßgeblich zu verlängern (18.7 vs. 26.2 Tage). Eine erst zeitverzögerte Diagnose fand sich in 14.7%, welche durch eine vollständige klinische und bildgebende Diagnostik im Rahmen eines dezidierten secondary survey zu verhindern wäre.