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Präklinische Fehlintubationen beim Polytrauma – eine unerkannte Gefahr?
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Die präklinische Intubation und Atemwegssicherung beim polytraumatisierten Patienten ist aufgrund der besonderen Notfallsituation schwer kontrollierbar und risikobehaftet. Gefürchtete Komplikationen mit unmittelbaren Konsequenzen für Morbidität und Mortalität von Notfallpatienten sind insbesondere die unerkannte ösophageale Fehlintubation oder die akzidentelle Extubation, die einseitige Intubation eines Hauptbronchus sowie die massive Aspiration von Mageninhalt. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der präklinischen Fehlintubation auf das neurologische Outcome an einem prospektiv erfassten Patientenkollektiv an einem überregionalen Traumazentrum zu untersuchen.
Methodik: In einem Zeitraum von 01/2011-12/2013 wurden alle Patienten >15 Jahre in die Untersuchung einbezogen, die primär über unseren Schockraum versorgt wurden. Eine Subpopulation aus präklinisch durchgefürtem erweitertem Atemwegsmanagement durch Notärzte wurde analysiert. Die unerkannte ösphageale Fehlintubation, die endobronchiale Intubation sowie die massive Aspiration von Mageninhalt wurden als atemwegsassoziierte Probleme definiert und in die Studie aufgenommen. Das neurologische Outcome wurde mithilfe der Glasgow Outcome Scale (GOS) erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Während des Studienzeitraums wurden 1176 Patienten in unserem Schockraum vorgestellt. 151 Patienten (12,8%) erhielten ein erweitertes Atemwegsmanagement und wurden intubiert. Bei 12 (8%) Patienten traten atemwegsassoziierte Probleme auf. Die ösophageale Fehlintubation wurde bei 5 Patienten festgestellt (3%) und andere Probleme wurden bei 5% identifiziert. Atemwegsassoziierte Probleme waren signifikant assoziiert mit einem vegetativen Status oder einer schweren Behinderung (GOS 2/3).
Präklinische atemwegsassoziierte Probleme können einen Einfluss auf das neurologische Outcome schwerverletzter Patienten haben. Die regelmäßige klinische Routine im Trauma- und Atemwegsmanagement kann die Wahrscheinlichkeit von Fehlintubation reduzieren, sie jedoch nicht ausschließen.