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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Milde Hypothermie während schwerem hämorrhagischen Schock: Unterschiede zwischen langsamem und schnellem Wiedererwärmen im Tiermodell

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Manuel Burggraf - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Sven Lendemans - Klinik für Spezielle Unfallchirurgie, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Essen, Germany
  • Johanna K. Teloh - Institut für Physiologische Chemie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Indra N. Waack - Institut für Physiologische Chemie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocPT24-1340

doi: 10.3205/18dkou774, urn:nbn:de:0183-18dkou7744

Published: November 6, 2018

© 2018 Burggraf et al.
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Text

Fragestellung: Die akzidentelle Hypothermie nach schwerem Trauma stellt einen bedeutenden Risikofaktor für das Outcome der Patienten dar. In tierexperimentellen Traumamodellen konnte im Unterschied dazu ein deutlicher Überlebensvorteil bei Hypothermie nachgewiesen werden. Ziel unserer Arbeit war die Klärung dieses offensichtlichen Widerspruchs durch Untersuchung unterschiedlicher Erwärmungsstrategien (langsam vs. schnell) im experimentellen Tiermodell.

Methodik: Männliche Wistar-Ratten (n=32) wurden auf vier experimentelle Gruppen (Normothermie, Hypothermie, Hypothermie plus schnelles Wiedererwärmen sowie Hypothermie plus langsames Wiedererwärmen) aufgeteilt. Der schwere Schock wurde durch wiederholte Blutentnahmen über die Femoralarterie induziert und der mittlere arterielle Druck über einen Zeitraum von 30 Minuten auf Werte zwischen 25 - 30 mmHg eingestellt. Mit Beginn der Schockphase wurde die Körperkerntemperatur der Tiere, mit Ausnahme der normothermen Tiere, auf 34° C gekühlt. Nach 60-minütiger Schockphase erfolgte die Restitution mit Ringer-Lösung und bei zwei der hypothermen Gruppen die Wiedererwärmung mit 2° C bzw. 6° C pro Stunde. Während der gesamten Versuchsdauer von 300 Minuten erfolgten Blutgasanalysen, Bestimmungen sogenannter Schädigungsenzyme und Gerinnungstests (Rotationsthrombelastometrie [ROTEM]). Die statische Auswertung der Überlebenszeit erfolgte gemäß Kaplan-Meier unter Verwendung von Graphpad Prism. Für den Vergleich der beiden Wiedererwärmungs-Gruppen wurde der ungepaarte t-Test verwendet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Sieben von acht Tieren der Hypothermie-Gruppe überlebten im Unterschied zu den übrigen Tieren die gesamte Versuchsdauer (P <0.001). Wiedererwärmung hob diesen Effekt auf, allerdings zeigten langsam wiedererwärmte Tiere ein signifikant längeres Überleben als schnell Wiedererwärmte (P <0.05). Im Hinblick auf den Säure-Basen-Status sowie auf die Parameter einer Organschädigung (Laktatdehydrogenase, Kreatinkinase und Transaminasen) fanden sich keine signifikanten Unterschiede der langsam gegenüber der schnell wiedererwärmten Gruppe. Tendenziell wiesen jedoch langsam wiedererwärmte Tiere einen besseren metabolischen Status im Vergleich zu schnell Wiedererwärmten auf. Die ROTEM-Messungen ergaben, dass weder hypotherme noch schnell oder langsam erwärmte Tiere eine Koagulopathie entwickelten.

Die beobachteten Überlebensraten und die gemessenen metabolischen Parameter legen nahe, dass auch die langsame Wiedererwärmungsrate von 2°C pro Stunde zu aggressiv ist. Eine zu schnelle Wiedererwärmung scheint hierbei die protektiven Effekte der Hypothermie im Tiermodell des hämorrhagischen Schocks aufzuheben. Darüber hinaus führte die Wiedererwärmung nicht zu einer generellen Verbesserung der Gerinnungsfunktion unter den experimentellen Rahmenbedingungen. Da eine rasche Wiedererwärmung von Traumapatienten im klinischen Alltag notwendig erscheint, sollten zukünftige Studien deren Einfluss auf das klinische Outcome weiter untersuchen.