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Bestimmung der Intrarater- und Interraterreliabilität der Klassifikation für Fragilitätsfrakturen des Beckens. Eine multizentrische, retrospektive Reliabilitätsstudie
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Frakturklassifikationssysteme dienen der Festlegung der Versorgung und der Abschätzung des Outcomes. Um dies zu gewährleisten ist es notwendig, dass diese Klassifikationssysteme unabhängig des Zeitpunktes der Klassifikation durch einen Untersucher (Intraraterreliabilität) und unabhängig des Untersuchers (Interraterreliabilität) genutzt werden können und ein reproduzierbares Ergebnis liefern. Durch den Anstieg der Fragilitätsfrakturen des Beckens (fragility fractures of the pelvis, FFP) bedingt durch eine alternde Gesellschaft mit veränderter Frakturmorphologie und abgeleiteter Stabilität wurde ein neues Klassifikationssystem mit empfohlenen Versorgungskonzepten eingeführt (FFP Klassifikation). Diese Klassifikation basiert auf einer monozentrischen, retrospektiven Beobachtungsstudie und es fehlen Daten zur Intra- und Interraterreliabilität.
Methodik: 60 pseudonymisierte Becken-Computertomographien aus sechs beteiligten Kliniken wurden durch 12 Untersucher (6 Erfahrene und 6 Unerfahrene) nach der FFP Klassifikation klassifiziert. Von den eingeschickten Fällen sollten pro Klinik jeweils 2 Fälle pro FFP Hauptgruppe vorliegen. Zudem wurde die Klassifikation durch einen zusätzlichen Beobachter aus der FFP Klassifikation etablierenden Klinik durchgeführt. Die anschließende Klassifikation erfolgte zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten durch alle Beobachter. Vor jedem Klassifikationszyklus wurde eine nochmalige Pseudonymisierung und Vergabe einer für die Klassifikationsrunde eindeutigen Kennung durch ein Losverfahren durchgeführt. Die Intrarater- (ICC 1) und Interraterreliabilität (ICC A,1) wurde nachfolgend mittels Fleiss kappa Statistik ermittelt. Diese Parameter wurden für die Übereinstimmung von Haupt- und Subgruppe (HS) sowie ausschließlich für die Hauptgruppe (H) erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Für den aus der FFP Klassifikation etablierenden Klinik stammenden Beobachter fand sich eine gute bis sehr gute ICC 1 von 0,776 (HS) und 0,857 (H). Die ICC 1 für die teilnehmenden Kliniken war moderat (0,457 [HS]; 0, 596 [H]). Dabei bestand kein signifikanter Unterschied zwischen Erfahrenen (0,488 [HS]; 0,604 [H]) und Unerfahrenen (0,425 [HS], 0,56 [H]) Beobachtern, beide Gruppen wiesen eine moderate ICC 1 auf. Die ICC A,1 war bei Analyse aller Beobachter moderat (0,529 [HS], 0,606 [H]). Die ICC A,1 war für die erfahrene Gruppe für Haupt- und Subgruppe moderat (0,546), allerdings bei alleiniger Betrachtung der Hauptgruppe gut (0,663). Für die unerfahrene Gruppe war die ICC A,1 moderat (0,42 [HS], 0,519 [H]).
Im Vergleich zu den Klassifikationssystemen von Young and Burgess weist die FFP Klassifikation eine erfahrungsunabhängige schlechtere ICC A,1 auf. Gegenüber der Tile Klassifikation war die ICC A,1 für alle Beobachter besser, allerdings für die erfahrene Gruppe schlechter. Die FFP Klassifikation stellt einen ersten Schritt für ein neues Klassifikationssystem für Fragilitätsfrakturen des Beckens dar, jedoch müssen Verbesserungen stattfinden um eine höhere Reliabilität erzielen zu können.