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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Sind postoperative Infektionen mit dem Überleben von Osteosarkom-Patienten assoziiert? Ergebnisse einer multizentrischen Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christine Schwering - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Unviversitätsklinikum Münster, WWU Münster, Münster, Germany
  • Maya Niethard - Klinik für Tumororthopädie, HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Berlin, Germany
  • Georg Gosheger - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Unviversitätsklinikum Münster, WWU Münster, Münster, Germany
  • Frank Traub - Klinik für Orthopädie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
  • Hans Roland Dürr - Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Jendrik Hardes - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Unviversitätsklinikum Münster, WWU Münster, Münster, Germany
  • Andreas Leithner - Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Dimosthenis Andreou - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Unviversitätsklinikum Münster, WWU Münster, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT25-469

doi: 10.3205/18dkou390, urn:nbn:de:0183-18dkou3905

Published: November 6, 2018

© 2018 Schwering et al.
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Fragestellung: Das Auftreten einer tiefen Infektion gehört zu den gravierendsten postoperativen Komplikationen nach Resektion eines Osteosarkoms und Implantation einer Tumorendoprothese. In früheren retrospektiven Studien wurde gezeigt, dass Patienten mit einer tiefen Infektion im 1. postoperativen Jahr (TI1) keine Lokalrezidive nach weiter Resektion entwickelten. Des Weiteren konnten zwei dieser Studien einen Überlebensvorteil für Patienten mit stattgehabter TI1 nachweisen, der auf eine mögliche antitumoröse Aktivität der systemischen Immunantwort zurückgeführt wurde. Eine dritte Studie führte jedoch diesen Überlebensvorteil auf tumorbezogenen Faktoren bei den infizierten Patienten zurück. Ziel unserer Studie war die Evaluation des Einflusses der postoperativen Infektion auf die Lokalrezidivwahrscheinlichkeit und das Überleben von Osteosarkompatienten.

Methodik: Retrospektive Analyse der Daten von 447 Patienten mit einem neu diagnostizierten, hochmalignen Osteosarkom der Extremitäten, bei denen nach neoadjuvanter Chemotherapie eine weite Tumorresektion gefolgt von einer Prothesenimplantation zwischen 1989 und 2016 in 5 Zentren in Deutschland und Österreich durchgeführt wurde, und die eine komplette chirurgische Remission aller nachweisbaren Tumormanifestationen erreichten. Analysen der Überlebenswahrscheinlichkeiten wurden nach der Kaplan-Meier-Methode durchgeführt und mit dem log-rank-Test verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 49 Patienten entwickelten eine TI1. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 8,8 Jahren für die überlebenden Patienten betrugen die lokalrezidivfreie (LRFÜ), die ereignisfreie (EÜ) und die allgemeine Überlebenswahrscheinlichkeit (AÜ) nach 5 Jahren 95%, 67% und 78%. Pathologische Frakturen (p=0,035; p=0,002; p<0,001) und ein schlechtes Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie (p<0,001; p<0,001; p<0,001) waren mit einer schlechteren LRFÜ, EÜ und AÜ assoziiert, während primäre Metastasen mit einer schlechteren EÜ (p<0,001) und AÜ (p<0,001) assoziiert waren.

Kein Patient mit einer TI1 entwickelte ein Lokalrezidiv. Auf der anderen Seite hatte TI1 keinen Einfluss auf die EÜ (p=0,395) und AÜ (p=0,116) in unserem Gesamtkollektiv. Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass Patienten mit einem schlechten Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie und eine TI1 eine signifikant bessere AÜ (p=0,027) im Vergleich zu Patienten ohne TI1 hatten, während TI1 keinen Einfluss auf die AÜ von Patienten mit einem guten Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie hatte (p=0,925).

Obgleich keine Kausalität belegt werden kann, bestätigen unsere Ergebnisse die Beobachtungen von früheren Studien, dass Osteosarkompatienten mit einer TI1 keine Lokalrezidive nach einer weiten Resektion entwickeln. Entgegen der Ergebnisse dieser kleineren Studien war allerdings das Auftreten einer TI1 in unserem Kollektiv mit einer signifikant besseren AÜ ausschließlich bei Patienten mit einem schlechten Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie assoziiert.