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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Verteilung der Sichtungskategorien bei Terroranschlägen mit einem Massenanfall von Verletzten (MANV): Analyse und Bewertung der Ereignisse in Europa von 1985 bis 2017

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kathleen Juncken - Chirurgische Notaufnahme, Chirurgisches Zentrum, Carl Gustav Carus Universitätsklinikum Dresden , Dresden, Germany
  • Axel R Heller - Klinik und Poliklinik für Anästhesie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität, Dresden, Germany
  • Detlef Cwojdzinski - Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Berlin, Germany
  • Klaus-Dieter Schaser - UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC), Carl Gustav Carus Universitätsklinikum, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • Alexander Disch - UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC), Carl Gustav Carus Universitätsklinikum, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • Christian Kleber - UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC), Carl Gustav Carus Universitätsklinikum, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT23-668

doi: 10.3205/18dkou380, urn:nbn:de:0183-18dkou3803

Published: November 6, 2018

© 2018 Juncken et al.
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Fragestellung: Die Inzidenz und Art von Massenanfällen von Verletzten (MANV) und Katastrophenlagen der letzten Jahrzehnte unterliegt einem Wandel, v.a. da terroristische Anschläge in den Fokus gerückt sind. Daraus ergibt sich die Fragestellung, ob katastrophenmedizinische Vorsorgeplanungen mit Verteilung der Sichtungskategorien 15/20/65% noch aktuell sind oder ggf. Anpassungen vorgenommen werden müssen. Ziel dieser Arbeit ist die Überprüfung der Planungsgröße "Verteilung der Sichtungskategorien (SK)".

Methodik: Es wurden 244 Ereignisse (zivile Katastrophenlagen, MANV) in Europa einschließlich der Türkei mit >9 Verletzten in einem Zeitraum von 01.01.1985 - 31.05.2017 mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche hinsichtlich der Verteilung der SK innerhalb der ersten 24 Stunden analysiert und bewertet.

Ergebnisse: Es konnte eine Inzidenz von 10% SK1, 17% SK2, 49% SK3 und 5% Tote nachgewiesen werden. 7 Ereignisse waren Naturkatastrophen, 227 Terroranschläge, 9 Unfälle und eine Massenpanik. Naturkatastrophen zeigten eine überdurchschnittlich hohe Rate an Toten (11%), insbesondere Erdrutsch-Ereignisse (67%).

Unfälle zeigten eine Verteilung der SK von 10/17/55%, wobei Zugentgleisungen doppelt so viele SK1-Patienten und Flugzeugabstürze knapp doppelt so viele SK2-Patienten aufwiesen. Bei Terroranschlägen werden die gegenwärtigen Planungs-größen mit 14/15/39% nicht ganz erreicht. Speziell "Combined Hits" und Amokfahrten weisen hohe Inzidenzen an SK1-Patienten (18% sowie 21%) auf. Zudem lagen die SK2-Patienten mit 42% bei Amokfahrten und 48% bei Massenpanik deutlich über der Planungsgröße von 20%. Amokfahrten wiesen den höchsten Schweregrad nach de Boer (1,8) auf.

Diskussion: Die Planungsgröße der 2. Sichtungskonsensuskonferenz von 2012 (15/20/65%) und Adjustierung von 2017 (20/30/50%) erscheint auch unter Berücksichtigung vergangener Terroranschläge sinnvoll und beinhaltet bereits eine Variabilitätsreserve. Szenarien mit deutlich schwereren SK Verteilungen sind v.a. Amokfahrten, -läufe mit Schusswaffen und Massenpanik Ereignisse. Amokfahrten zeigten auch, dass das gleiche Szenario abhängig von der Durchführung und lokalen Gegebenheiten unterschiedliche Betroffenenzahlen auslöst. Variable Verletzungsmuster einzelner Ereignisse stellten hierbei eine besondere Herausforderung dar.