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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Geburtstraumatische Frakturen und Epiphyseolysen in einem orthopädisch-unfallchirurgischen Zentrum der Maximalversorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Polan - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Daniel Spodeck - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Max D. Kauther - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • André Sander - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Marcel Dudda - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Marcus Jäger - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Matthias Hövel - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT22-571

doi: 10.3205/18dkou372, urn:nbn:de:0183-18dkou3725

Published: November 6, 2018

© 2018 Polan et al.
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Text

Fragestellung: Geburtstraumatische Knochenverletzungen des Neugeborenen stellen eine seltene Komplikation der Geburtshilfe dar und machen nur einen kleinen Anteil der kindlichen Frakturen aus [1]. Begünstigende Faktoren sind neben kindlichen Knochen- und Muskelerkrankungen ein Missverhältnis zwischen Kindsgröße und dem mütterlichen Becken, sowie Einstellungsanomalitäten im Geburtskanal [2], [3], [4].

Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden die Daten der letzten zwölf Jahre aus der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, dem Level-I-Perinatalzentrum sowie der Gynäkologie hinsichtlich des Unfallmechanismus, der Frakturlokalisation, der Therapiemaßnahmen sowie den Ausheilungsergebnissen untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 29 Frakturen sowie zwei Epiphyseolysen bei insgesamt 28 Neugeborenen ermittelt werden. Von diesen betrafen 17 die Klavikula sowie jeweils sieben den Humerus und den Femur. Kinder mit Femurfrakturen wurden ausnahmslos per Sectio Caesarea geboren, hingegen Kinder mit Klavikula-und Humerusfrakturen überwiegend spontan oder unter Vakuumextraktion. Letztere zeigten ebenfalls ein hohes Geburtsgewicht und eine Schulterdystokie. Drei Kinder mit teilweise multiplen Frakturen langer Röhrenknochen litten an Muskelerkrankungen, zwei von ihnen verstarben frühzeitig. Die Therapie aller Frakturen erfolgte konservativ. Klavikula- und Humerusfrakturen wurden für wenige Tage im Desault- oder Gilchristverband ruhiggestellt, Femurfrakturen in der Extension oder dem Beckenbeingips ausbehandelt. Drei Frakturen wurden bei starker Achsabweichung in Narkose geschlossen reponiert. Alle Frakturen konnten zur Ausheilung gebracht werden. Auch starke Achsabweichungen ließen sich durch die Wachstumspotenz des Knochens korrigieren. Kinder mit Klavikula- und Humerusfrakturen zeigten eine Pseudoparalyse des Armes, welche mit einsetzender Frakturheilung rückläufig war. Bei einem Kind wurde ebenso eine Plexus Brachialis-Läsion Typ Erb diagnostiziert, welche nach neurochirurgischer Versorgung ausheilte.

Insgesamt sind geburtstraumatische Frakturen selten und sollten in einem kinderorthopädisch-traumatologischen Zentrum mit einschlägiger Erfahrung behandelt werden. Unklare Gelenkschwellungen des Neugeborenen sind typische Symptome einer Fraktur oder Epiphyseolyse und müssen weiter abgeklärt werden. Hierbei sollten differentialdiagnostisch auch potentielle Knochen- bzw. Muskelerkrankungen ausgeschlossen werden. In wieweit sich die Inzidenz von Klavikula-, Humerus- und Femurfrakturen mit zunehmender Zahl von Kaiserschnitten entwickeln wird, bleibt abzuwarten.


Literatur

1.
Kancherla R, Sankineani SR, Naranje S, Rijal L, Kumar R, Ansari T, Trikha V. Birth-related femoral fracture in newborns: risk factors and management. J Child Orthop. 2012 Jul;6(3):177-80. DOI: 10.1007/s11832-012-0412-4 External link
2.
Politi S, Dʼemidio L, Cignini P, Giorlandino M, Giorlandino C. Shoulder dystocia: an Evidence-Based approach. J Prenat Med. 2010 Jul;4(3):35-42.
3.
Knierim E, Hirata H, Wolf NI, Morales-Gonzalez S, Schottmann G, Tanaka Y, Rudnik-Schöneborn S, Orgeur M, Zerres K, Vogt S, van Riesen A, Gill E, Seifert F, Zwirner A, Kirschner J, Goebel HH, Hübner C, Stricker S, Meierhofer D, Stenzel W, Schuelke M. Mutations in Subunits of the Activating Signal Cointegrator 1 Complex Are Associated with Prenatal Spinal Muscular Atrophy and Congenital Bone Fractures. Am J Hum Genet. 2016 Mar 3;98(3):473-489. DOI: 10.1016/j.ajhg.2016.01.006 External link
4.
Morgan JA, Marcus PS. Prenatal diagnosis and management of intrauterine fracture. Obstet Gynecol Surv. 2010 Apr;65(4):249-59. DOI: 10.1097/OGX.0b013e3181dbc50b External link