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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Mein Schockraum läuft über – Betrachtung der Verletzungsinzidenz der GoR B Kriterien Delta V und Frontalintrusion im Realunfall

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Franziska Dorfner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany
  • Katharina Angerpointner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany
  • Franz Hilber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Stefanie Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT21-205

doi: 10.3205/18dkou368, urn:nbn:de:0183-18dkou3687

Published: November 6, 2018

© 2018 Dorfner et al.
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Fragestellung: In der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerstverletzen-Behandlung wurden 2011 erstmals evidenzbasierte Kriterien zur Schockraumanmeldung eines schwerstverletzten Patienten hinterlegt.

Während bei Grade of Recommendation (GoR) A Kriterien (hohe Evidenz) klar eine Schockraumanmeldung indiziert ist (z.B. Schock, schweres SHT etc.), besteht bei den GoR B Kriterien (geringere Evidenz; z.B. höhere kinetische Energie beim Unfall (Δv) oder Intrusion der Fahrzeugfront) bereits in der Literatur der S3 Leitlinien ein nicht einheitliches Bild.

Seit der Publikation der ersten Ausgabe der Leitlinien 2011 zeigt sich in vielen Kliniken eine deutliche Zunahme der Trauma-Schockräume, jedoch keine Zunahme der Polytraumatisierten (ISS≥16).

Diese Studie betrachtet die Verletzungsinzidenz bezüglich der GoR B Kriterien Delta V und Frontalintrusion im Realunfall in Deutschland.

Methodik: Der Untersuchung lag die für Deutschland als repräsentativ geltende German In-Depth Accident Study (GIDAS) zugrunde.

GIDAS betrachtet reale Unfälle in den Großräumen Hannover und Dresden mit jeweils 1000 Unfällen per anno.

Einschlusskriterien waren PKW Unfälle im 10-Jahres Zeitraum 2006-2015 und ein Alter der Insassen ≥16 Jahre. Die Verunfallten wurden gruppiert nach der Verletzungsschwere ISS≥16 („Polytrauma“) bzw. MAIS≥3 (Schwerstverletzter nach neuer EU-Definition).

Ergebnisse: Untersucht wurden 24.319 PKW Insassen. Dabei wiesen 0,96% (n=234) einen ISS≥16 und 2,0% (n=498) einen Verletzungsschweregrad von MAIS≥3 auf. Betrachtet man diese im Zusammenhang mit dem Δv Grenzwert der S3-Leitlinie, zeigte sich über alle Anstoßkategorien und Insassen bei einem Unfall mit einem Δv von 31-40 km/h ein Prozentsatz von 2,7% ISS≥16 und 7,0% MAIS≥3 Verletzten. Ab einem Δv von 81-90 km/h stieg die Rate der ISS≥16 auf 53,6% und die Rate der MAIS≥3 auf 64,3%.

In Bezug auf die Frontintrusion bei Frontalanprall wiesen im oben beschriebenen Datensatz bei einem Wert von 51-74 cm 6,8% der Verunfallten einen ISS≥16 und 13,5% einen MAIS≥3 auf. Ab einer Intrusion von 75-100 cm stieg der Prozentsatz der polytraumatisierten Unfallopfer auf 9,6%. Die Rate der MAIS≥3 verletzten Insassen betrug auf diesem Niveau 21,6%.

Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3] und Abbildung 4 [Abb. 4] zeigen die Inzidenz ISS≥16 in Abhängigkeit von Δv und Intrusion als Prozentsatz der Bereiche und als kumulative Prozentkurve.

Schlussfolgerung: Die Rate an ISS≥16 und MAIS≥3 Verletzten zeigte bei den direkten Grenzwerten der betrachteten GoR B Kriterien jeweils einen Prozentsatz von unter 15%.

Die Sektion Notfall-Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (Sektion NIS) evaluiert soeben die Schockraumaufnahmekriterien der S3-Leitlinie. Diese Studie möchte hierzu ihren Beitrag leisten.