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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Standardisierte Protokolle (SOP) im Schockraum. Wieviel helfen sie beim geriatrischen Schwer- und Schwerstverletzten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lorenz Peterer - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Kai Oliver Jensen - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Georg Osterhoff - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Ladislav Mica - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Christoph Pape - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Kai Sprengel - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT21-891

doi: 10.3205/18dkou366, urn:nbn:de:0183-18dkou3667

Published: November 6, 2018

© 2018 Peterer et al.
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Fragestellung: Standardisierte Protokolle (SOP) können die Behandlungsergebnisse in komplexen medizinischen Situationen verbessern. Die demographischen Veränderungen mit zunehmenden Altern der Bevölkerungen stellen eine Herausforderung für Traumazentren dar, da diese Patienten spezifische diagnostische und therapeutische Verfahren benötigen. Nach Einführung von neuen SOP für polytraumatisierte Erwachsene, welche basierend auf dem Advanced Trauma Life Support (ATLS) Konzept zusätzlich das konsequente Umsetzen einer primären Ganzkörper-CT, eines Point-of-Care basiertem Transfusionsmanagements und der „Damage-Control“-Chirurgie berücksichtigten, war das Ziel dieser Studie den Effekt auf die Letalität sowie die Rate an Infektionen und Palliativmassnahmen beim Schwer- und Schwerstverletzen geriatrischen Patienten zu analysieren.

Methodik: Single Center Kohortenstudie. Alle Patienten >= 65 Jahre und mit einem Injury Severity Score (ISS) >= 9, welche über den Schockraum aufgenommen wurden, wurden nach Einführung der SOP mit einem historischen Kollektiv verglichen. Die statistische Analyse erfolgte mittels Person's Chi-Quadrat, Fisher's Exakt and Mann-Whitney U Test sowie binärer logistischer Regression.

Ergebnisse: Es konnten 311 Patienten eingeschlossen werden, welche im Zeitraum 2000-2006 der Gruppe PräSOP und im Zeitraum 2010-2012 der Gruppe SOP zugeteilt wurden. Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Mortalität von 64.1% auf 44.4% nach Einführung der SOP (p=0.001, standardisierte Mortalitätsrate 0.90 vs. 0.70), wobei hiervon insbesondere die Schwerstverletzten (ISS >= 16) signifikant profitierten (p=0.003). In der Gruppe der Schwerverletzten mit einem ISS 9-15 war diese Verbesserung nicht signifikant. Ebenso zeigten sich keine Unterschiede in der Infektionsrate, welche 21.4%, bzw. 21.9% betrug oder der Palliativmassnahmen (23.7% vs. 28.3%). Das Schädel-Hirn-Trauma war in beiden Gruppen die führende Todesursache (60.2 vs. 72.5%) mit einem Rückgang an Tod durch Hämorrhagie von 26.5% auf 7.5%.

Schlussfolgerung: Es zeigt sich eine ein positiver Einfluss auf die Überlebensrate bei Schwerstverletzten geriatrischen Patienten nach Einführung einer ATLS-basierten SOP mit konsequentem Umsetzen einer primären Ganzkörper-CT, eines Point-of-Care basierten Transfusionsmanagement und der „Damage-Control“-Chirurgie. Schwerverletzte wiesen diesen Vorteil nicht auf, ebenso konnte kein Einfluss auf die Häufigkeit an Infektionen nachgewiesen werden. Bei diesen Patienten scheinen andere Faktoren für den Verlauf wichtig zu sein.