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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Rechtfertigung der Strahlenexposition von MSCT-Ganzkörperuntersuchungen bei Traumapatienten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Alexander Mewes - Institut für Radiologie, Städtisches Klinikum Solingen, Solingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT21-85

doi: 10.3205/18dkou365, urn:nbn:de:0183-18dkou3651

Published: November 6, 2018

© 2018 Mewes.
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Fragestellung: Traumatisch bedingte Todesfälle sind in der Altersgruppe unter 45 Jahren die häufigste Todesursache. Daher ist von entscheidender Bedeutung, den traumatisierten Patienten eine adäquate Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen.Die Notfalldiagnostik basiert hauptsächlich auf der Mehrschichtcomputertomographie (MSCT), die eine schnelle und zuverlässige Diagnostik bietet. Hierdurch erhöht sich allerdings nicht nur der Nutzen, sondern auch die Strahlenexposition der Patienten, wodurch eine adäquate Strategie mit der MSCT im Umgang mit Polytraumata erforderlich wird. Es soll untersucht werden, welche Strahlendosis Patienten mit unterschiedlichen Verletzungsgraden erfahren und ob Inzidentalbefunde bei der Traumadiagnostik vorliegen.

Methodik: Die vorliegende retrospektive Studie basiert auf 313 Patienten, die in dem Zeitraum Januar 2014 bis Dezember 2015 im Schockraum aufgenommen wurden. Diese Patienten erhielten eine MSCT-Ganzkörperuntersuchung, von denen die Dosisdaten, das Dosis-Längen-Produkt in mGy x cm (DLP), zusammengetragen wurden. Es wurde der Verletzungsgrad untersucht und ermittelt, welche Patienten im Traumaregister (TR) der DGU eingetragen sind. Nicht im Register eingetragene Patienten wurden als leicht verletzt (LV) und ohne Verletzungen (OV) eingestuft. Zudem wurden die CT-Untersuchungen auf Inzidentalbefunde untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im TR sind 44,1% der Studienpatienten eingetragen (TR+). Nicht eingetragene Patienten (TR-) teilen sich in LV (55,4%) und OV (44,6%). TR+Patienten zeigten überwiegend Extremitäten- und Kopfverletzungen, gefolgt von Thorax- und Wirbelsäulenverletzungen. LV wiesen am häufigsten leichte Kopfverletzungen auf, gefolgt von Thoraxfrakturen und unkomplizierten Extremitätenfrakturen, siehe hierzu nachstehende Tabelle (Tabelle 1).[Tab. 1]

Die folgende Tabelle (Tabelle 2) zeigt einen Überblick der 3 Verletzungsgruppen mit der CT-Dosis in DLP (Mittelwerte), Inzidentalbefunden und dem ISS-Wert (injury severity score). [Tab. 2]

Hier zeigt sich, dass eine nicht unerhebliche Patientenanzahl ohne nachgewiesene Verletzungen eine CT-Ganzkörperuntersuchung mit entsprechender Strahlenexposition erhalten hat. Jedoch besteht in dieser Gruppe auch eine hohe Anzahl an Inzidentalbefunden. Es zeigt sich eine signifikant erhöhte Dosis der TR+Patienten. Zwischen LV und OV-Patienten fanden sich keine signifikanten Dosisunterschiede.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein großer Anteil von Patienten Röntgenstrahlen durch die CT ausgesetzt waren, die nur leichte oder gar keine Verletzungen aufwiesen. Insbesondere bei jungen Menschen stellt sich hier die Frage der Notwendigkeit. Demgegenüber steht das diagnostische Outcome und die nicht unerhebliche Anzahl an Nebenbefunden, die für den Patienten von klinischer Relevanz sein können. Insofern wäre zu überlegen, ob nicht eine gesonderte Regelung im Umgang mit Strahlenexposition und Polytrauma-MSCT notwendig wäre.