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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Inzidenz und Einfluss von gerinnungsaktiven Medikamenten bei polytraumatisierten Patienten über 65 Jahre

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Pempe - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Tonja Weber - Universitätsklinik Leipzig AöR, Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Wirbelsäulenzentrum, Leipzig, Germany
  • Orkun Özkurtul - Universitätsklinik Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Ch., Leipzig, Germany
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Johannes Fakler - Universitätsklinik Leipzig AöR, Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, Wirbelsäulenzentrum, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT20-1145

doi: 10.3205/18dkou358, urn:nbn:de:0183-18dkou3583

Published: November 6, 2018

© 2018 Pempe et al.
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Text

Fragestellung: Der demografische Wandel verbunden mit einem erhöhten Aktivitätslevel auch im höheren Alter führt zu steigenden Zahlen polytraumatisierter geriatrischer Patienten. Eine veränderte Pathophysiologie, Multimorbidität sowie die häufige Einnahme gerinnungsaktiver Substanzen machen dieses Patientenkollektiv besonders vulnerabel. In dieser Arbeit soll bei polytraumatisierten Patienten über 65 Jahren die Inzidenz und der Einfluss gerinnungsaktiver Medikamente untersucht werden.

Methodik: Wir führten eine monozentrische, retrospektive Studie anhand klinikeigener Daten des Traumaregisters der DGU (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie) im Zeitraum 01/2010 bis 12/2015 an einem überregionalen Traumazentrum durch. Eingeschlossen wurden alle Patienten ab 65 Jahren mit einem ISS ≥ 16. Untersucht wurden Unfallhergang, Verletzungsmuster, GCS, ISS, Mortalität, Einnahme von gerinnungsaktiven Medikamenten, sowie verschiedene Laborparameter (Hb, aPTT, Thrombozyten).

Ergebnisse: 231 Patienten ≥ 65 Jahre (76,2 ± 6,9; 134 männlich, 97 weiblich). Etwa 40% der Patienten nahmen gerinnungsaktive Medikamente ein, davon 25,1% Thrombozytenaggregationshemmer, 10,3% Vitamin-K-Antagonisten und 4,0% NOAKs (neue orale Antikoagulantien). Die Einnahme gerinnungsaktiver Medikamente hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit relevanter Kopfverletzungen (AIS ≥ 3) (34,3% vs. 24,4%; p=0,92) und auf den GCS (11,2 ± 4,1 vs. 11,5 ± 4,5; p=0,75). Bei den Laborparametern zeigte sich eine signifikant höhere aPTT bei Patienten mit gerinnungsaktiven Medikamenten (32,0 ± 17,4 vs. 27,4 ± 6,6 s; p=0,019). Kein Unterschied bestand bei Hämoglobin- (7,1 ± 1,3 vs. 7,3 ± 1,5 mmol/l; p=0,49) und Thrombozytenwerten (184,9 ± 69,0 vs. 186,4 ± 76,3; p=0,969). In unserem Patientenkollektiv hatten gerinnungsaktive Medikamente insgesamt keinen Einfluss auf die Mortalität (9,4% vs. 10,3%; p=0,35), jedoch war die Einnahme von NOAKs mit einer erhöhten Mortalität assoziiert (55,6% vs. 17,6%; p=0,016).

Schlussfolgerung: Die Behandlung von polytraumatisierten Patienten mit gerinnungsaktiven Medikamenten wird in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. In unserem Patientenkollektiv war die Einnahme von NOAKs mit einer höheren Mortalität assoziiert. Daher ist die Kenntnis von Medikamenten, die in das Gleichgewicht der Hämostase eingreifen, essentiell für alle mitbehandelnden Fachdisziplinen.