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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Posttraumatische Belastungsstörung nur beim Polytrauma? – Eine Anlayse von ISS<16 Patienten eines ÜTZ

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Hannah Schubert - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany
  • Katharina Angerpointner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Franz Hilber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Stefanie Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, AARU Verkehrsunfallforschung, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT16-806

doi: 10.3205/18dkou326, urn:nbn:de:0183-18dkou3264

Published: November 6, 2018

© 2018 Ernstberger et al.
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Text

Fragestellung: Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt in einem nicht zu unterschätzenden Prozentsatz bei unseren schwerstverletzten Patienten auf. Diese Tatsache ist inzwischen erkannt und realisiert und es wird in den entsprechenden Sprechstunden darauf Rücksicht genommen.

Ein Auftreten einer PTBS bei leichter Verletzten stand bisher nicht im Fokus der wissenschaftlichen Diskussion.

Diese Studie analysiert im Sinne einer ersten Machbarkeitsstudie eine Gruppe von leichter Verletzten im Hinblick auf die Entwicklung eines PTBS nach einem Verkehrsunfall.

Methodik: Über einen Zeitraum von 3 Monaten wurden leichter verletzte Patienten (ISS<16) mit einem Alter zwischen 18–65 Jahren, welche nach einem Verkehrsunfall in die Notaufnahme eines ÜTZs eingeliefert wurden, in die Studie eingeschlossen.

Ausgeschlossen wurden Patienten mit Bewusstlosigkeit/Commotio (GCS<15 initial oder im Verlauf) und Patienten, welche unter Alkoholeinfluss standen bzw. unter Medikamenten/Substanzen mit Wirkung auf das ZNS.

Zu den Zeitpunkten T1 (Innerhalb der ersten 4 Tage post Trauma), T2 (6 Wochen post Trauma) und T3 (3 Monate post Trauma) wurden standardisierte Fragebogeninterviews geführt.

Zur Anwendung kamen unter anderem: Peritraumatic Distress Inventory, Impact of Event Scale, Trauma History Questionnaire, BDI II, SF36 sowie ein Anamnesebogen mit demographischen Daten. Ein Ethikvotum lag vor, die Fragebögen wurden anonymisiert.

Ergebnisse: Initial konnten 37 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Hiervon entwickelte ein Patient eine derart ausgeprägte PTBS, dass weitere Nachuntersuchungen nicht mehr möglich waren und dieser Patient ausgeschlossen werden musste. Von den restlichen 36 Patienten waren 27 männlich, 9 weiblich. Das Alter betrug im Mittel 39,8 Jahre (18–64 J.) mit einem Maximum in der Gruppe der 18–25-Jährigen.

5/36 Patienten empfanden den Unfall definitv als belastend (Peritraumatic Distress Inventory, PDI).

2/36 Patienten zeigten im weiteren Verlauf pathologische Werte in den Fragebögen für eine PTBS (Impact of Event Scale, IES) und wurden einer Therapie zugeführt.

Es zeigte sich eine Korrelation zwischen dem PDI (erste Befragung) und dem IES (6 Wochen/3 Monate). Patienten, die eine PTBS ausbildeten, waren bereits im PDI auffällig.

Somit scheint ein Werkzeug zu existieren, welches potentiell PTBS gefährdete Patienten bereits während des ersten stationären Aufenthalts identifizieren kann.

Schlussfolgerung: 3 von 37 Patienten (8%) entwickelten nach einem Trauma mit leichterer Verletzung (ISS<16) eine PTBS!

Die Wahrnehmung, dass die PTBS eher nur bei Schwerstverletzten auftritt, erscheint mit dieser Studie wiederlegt.

Weitere Studien mit größerer Fallzahl werden überprüfen, ob mit dem PDI mit hoher Sensitivität und Spezifität die Patienten, die im weiteren Verlauf eine PTBS entwickeln, identifiziert werden können. Eine bessere Anbindung eben dieser Patienten mit der frühzeitigen Diagnosestellung der PTBS und einer raschen spezifischen Therapie wäre dann möglich.