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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Peripelvine Gefäßverletzungen beim schweren Beckentrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christopher Spering - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Stefanie Weber - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT15-714

doi: 10.3205/18dkou315, urn:nbn:de:0183-18dkou3158

Published: November 6, 2018

© 2018 Spering et al.
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Text

Fragestellung: Die Prognose von schweren Beckenverletzungen wird bei peripelvinen Gefäßverletzungen entscheidend verschlechtert. Eine zeitnahe Intervention kann das Überleben verbessern. Die vorliegende Studie soll prädiktive Faktoren einer begleitenden Gefäßverletzung eines schweren Beckentraumas identifizieren, um frühzeitig interventionelle Ressourcen zu mobilisieren.

Methodik: Retrospektive Analyse von Pat. mit Beckenfrakturen und peripelvinen Gefäßverletzungen von 2008-2015 eines ÜTZ.

Einschlusskriterien: Aufnahme über SchockOP auf eine Intensivstation oder im SchockOP verstorben, Beckenverletzung (AIS>2) mit (BB) bzw. ohne (Vergleichskollektiv (V)) peri-/pelvine Gefäßverletzung.

Datenerhebung anhand analoger und digitaler Patientenakten und Bildgebung.

Die deskriptive und inferenzstatistische Auswertung erfolgte über univariate Analyse, Signifikanzanalyse über t-test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Den Einschlusskriterien mit lückenloser Dokumentation entsprachen 93 Pat. Davon wiesen 24 Pat. (BB) eine hämodynamisch relevante peripelvine Gefäßverletzung auf, 69 stellten das Vergleichskollektiv (V) dar.

74% verunfallten im Straßenverkehr, 21% durch suizidalen Sturz. Das mittlere Alter betrug in BB 37 J (5-86 J), V 46 J. Die Letalität betrug in BB 17,4%, in V 10,3%.

48% der Pat. aus BB erhielten bereits präklinisch Katecholamine. Pat. aus BB erhielten im SchockOP im Mittel 20 Erythrozytenkonzentrate (EK). 78% wiesen bei Ankunft eine Gerinnungsstörung auf. Es wurde in 13% ein Fixateur ext. angebracht, nur 2 Pat. erhielten eine Beckenzwinge und 21% wurden tamponiert. 40% entwickelten eine akute Rhabdomyolyse mit Nierenversagen. 38% wiesen eine begleitende Darmperforation auf. 26% der akuten Gefäßverletzungen konnten durch notfallmäßige radiologisch-interventionelle Verfahren behandelt werden.

Begleitverletzungen traten bei BB signifikant (s) bzw. nicht-signifikant (ns) häufiger als in V auf: Lunge (ns), ZNS (ns), Harnblase (s) und peripelvine Nervenläsionen (s).

Durch den Rettungsdienst wurden bei BB in 25% eine Beckenschlinge angelegt, bei V in 4%.

In 71% von BB wurde zunächst die Blutung und die Begleitverletzung operative versorgt, in 54% wurde noch am Aufnahmetag das Becken primär osteosynthetisch versorgt, in 46% erst sekundär nach initialem Fixateur ext. In 56% der Fälle wurde die Fraktur mittels Rekonstruktionsplatte und transiliosakraler Schraubenosteosynthese in Rückenlage versorgt. Bei 13 Pat. zusätzlich Osteosynthese des Acetabulums.

Bei Verdacht auf eine Beckenverletzung und gleichzeitig bestehender Indikation einer Katecholamintherapie oder persistierenden Schockzeichen, Hämaturie oder lumbosacralen Nervenvleretzung sollte direkt eine Klinik mit interventioneller Radiologie und ausreichend EK-Kapazitäten angefahren werden. Die begleitenden intra- und peripelvinen Gefäßverletzungen stellen einen gefährlichen Indikator für weitere schwerwiegende Begleitverletzungen dar. Die Verwendung der Beckenschlinge sollte präklinisch bereits bei dem Verdacht auf eine Gefäßverletzung erfolgen.