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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Die Entwicklung des Barthel-Index 5 Jahre nach proximaler Femurfraktur – Ergebnisse einer prospektiven Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tom Knauf - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Mathias Bargello - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Sebastian Ploch - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Daphne Eschbach - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Christopher Bliemel - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Matthias Knobe - Universitätsklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Steffen Ruchholtz - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany
  • Benjamin Bücking - Univsersitätklinikum Marburg, Marburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAT13-1130

doi: 10.3205/18dkou297, urn:nbn:de:0183-18dkou2977

Published: November 6, 2018

© 2018 Knauf et al.
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Text

Fragestellung: Die gesellschaftliche Bedeutung proximaler Femurfrakturen nimmt bei zunehmender Lebenserwartung der Bevölkerung immer weiter zu. Trotz der adäquaten und zeitnahen Versorgung beträgt die 5 Jahresmortalität knapp 2/3. Dennoch existieren wenige Daten zum langfristigen Outcome in Bezug auf die alltäglichen Fähigkeiten nach operativer Versorgung dieses Frakturtyps. Insbesondere fehlen prädiktive Faktoren, welche gegebenenfalls schon bei Aufnahme oder im kurzfristigen Verlauf das Outcome der Patienten und deren Selbstständigkeit im alltäglichen Leben voraussagen können.

Methodik: Zwischen 2009 und 2011 wurden insgesamt 402 Patienten älter als 60 Jahre mit proximaler Femurfraktur in diese prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen. Bei den Patienten wurde der Barthel-Index vor der Fraktur, bei Entlassung, sowie 6 Monate, 1 Jahr und 5 Jahre nach operativer Versorgung erhoben. Zudem wurde eine Vielzahl Parameter (u.a. das Geschlecht, das Alter, der Frakturtyp, die American Society of Anesthesiologists (ASA) Klassifikation, der Mini-Mental-Status-Test (MMSE), die Wohnsituation, das Auftreten von Komplikationen während des stationären Aufenthaltes und die Art der operativen Versorgung) erhoben um mögliche unabhängige prädiktive Faktoren im Hinblick auf die Selbstständigkeit im alltäglichen Leben mittels multivariate Analyse zu identifizieren.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der niedrigste Barthel-Index zeigte sich bei Entlassung (66 Punkte Standardabweichung (SD) 24) der Patienten aus dem Akutkrankenhaus. Im Rahmen der poststationären Nachsorge verbesserte sich der Barthelindex innerhalb der ersten 6 Monate (86 Punkte SD 21) und fiel anschließend wieder ab. Faktoren, welche in der multivariaten Analyse mit einem signifikant höheren Punkteverlust des Barthel-Index einhergingen waren der Mini-Mental-Status-Test bei Aufnahme (p=0,000; Regressionskoeffizient B (B) 2,15; 95% Konfidenzintervall (KI) von B 1,46-2,85) sowie das Auftreten von Komplikationen II Grades nach Clavien und Dindo während des stationären Aufenthaltes (p=0,000; B -18,00; 95% KI von B -27,02 - -8,98). Die anderen erhobenen Werte wie z.B. Alter, Geschlecht, Frakturtyp zeigten keinen signifikanten Einfluss auf den Barthel-Index (p>0,05).

In unserer prospektiven Beobachtungsstudie zeigte sich, dass geriatrische Patienten nach proximaler Femurfraktur innerhalb der ersten 6 Monate nach Frakturversorgung das größte Potential des Wiedererlangens der Selbständigkeit im alltäglichen besitzen. Ein niedriger MMSE bei Aufnahme als Zeichen einer Demenz ging nicht nur mit einem niedrigen Barthel-Index nach 5 Jahren einher, sondern führte sogar zu einem größeren Verlust des Barthel-Index im Vergleich zum Wert vor der Fraktur. Insbesondere bei dementen Patienten sollte daher versucht werden, einen Funktionsverlust zu verhindern. Scheinbar leichte Komplikationen II. Grades nach Clavien und Dindo zeigten einen signifikanten Einfluss auf den Barthel-Index und können hiermit als Surrogat Parameter für den langfristigen Verlauf dieser Patienten dienen.