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Alterstraumatologie: wieviel ortho-geriatrisches Co-Management ist notwendig?
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Die Datenlage zu Outcome und Kosten des orthopädisch-geriatrischen Co-Managements zeigt sich uneinheitlich, da weltweit unterschiedliche Gesundheitssysteme und Management-Modelle existieren und das Studiendesign vielfältig ist. Die Modell-Varianten reichen vom minimalen Konsil-Modell bis hin zur gemeinsamen alterstraumatologischen Station.
Es sollte untersucht werden, wie sich die Umsetzung der Struktur- und Prozessanforderungen des Zertifizierungsverfahrens AltersTraumaZentrum DGU® (ATZ) mit einer geriatrischen Mitbehandlung (Konsil-/Visitenmodell) von unfallchirurgischen Patienten über 70 Jahre nach Sturz mit konsekutiver Fraktur (Indikationsgruppen des Kriterienkataloges AltersTraumaZentrum DGU®) auf die Versorgungsqualität, die Komplikationsrate, aber auch auf die Kostenstruktur im stationären Sektor auswirkt.
Methodik: Dazu wurde eine prospektive Kohortenstudie initiiert, welche zwei verschiedene Behandlungsansätze (jeweils sechs Monate) verglich: A: unfallchirurgische Standardversorgung; B: interdisziplinäre ortho-geriatrische Kooperation (Konsil-/Visitenmodell). Eingeschlossen wurden nur Patienten mit operationspflichtiger niedrigenergetischer Monoverletzung.
Ergebnisse: Das Alter der Patienten (n=107, m/w 33/74) betrug 83.5 (70-100) Jahre, bei einem BMI von 24.6 (13-50) kg/m2 und einem Charlson Komorbiditäts-Index (CCI) von 6.3 (3-14) Punkte. Ortho-geriatrisches Co-Management (B) verbesserte die postoperative Mobilisation am 1. Tag (P = 0.004), steigerte die Osteoporose-Prävention (P = 0.001) und veränderte das Entlassungsmanagement hin zu einer akut-geriatrischen Anschlussversorgung (P = 0.024). Die Letalität sank von 9% auf 2% und die kardio-pulmonalen Komplikationen gingen von 39% auf 28% zurück. Dies zeigte sich insbesondere am Myokardinfarkt (6% zu 0%), an akuten Rhythmusstörungen (8% zu 0%), an pulmonalen Dekompensationen (28% zu 16%), Elektrolytstörungen (34% zu 19%) und am Lungenödem (11% zu 2%). Der notwendige Intensivaufenthalt verringerte sich von durchschnittlich 29 auf 18 Stunden, was die anteiligen Kosten für die Intensivstation halbierte. Zwischen den Studiengruppen fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Kosten und der Erlöse (Ertrag: -510 vs. -92 Euro, n.s.). Es zeigte sich jedoch eine Abhängigkeit der Erträge vom Frakturtyp (P = 0.010), mit deutlicher Unterdeckung bei der proximalen Femurfraktur (-717 Euro) und der periprothetischen Fraktur (-671 Euro).
Schlussfolgerung: Schon Minimalvarianten des ortho-geriatrischen Co-Managements zeigen klare Tendenzen einer verbesserten Patientenversorgung, was sich insbesondere am Rückgang kardiopulmonaler Komplikationen zeigt. Patienten mit proximaler Femurfraktur und periprothetischer Fraktur stellen klinische wie auch ökonomische Risikofälle dar.