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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Ermittlung des Frakturmusters von Rippenserienfrakturen: Eine retrospektive Analyse von 383 Patientenfällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Liebsch - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Ulm, Germany
  • Tina Seiffert - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Ulm, Germany
  • Markus Vlcek - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Ulm, Germany
  • Sebastian Kleiner - Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm, Germany
  • Daniel Vogele - Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm, Germany
  • Meinrad Beer - Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm, Germany
  • Hans-Joachim Wilke - Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST40-96

doi: 10.3205/18dkou247, urn:nbn:de:0183-18dkou2476

Published: November 6, 2018

© 2018 Liebsch et al.
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Text

Fragestellung: Rippenfrakturen (RF) stellen mit einer Inzidenz von 10-20 % den häufigsten Frakturtyp nach stumpfem Thoraxtrauma dar. In schweren Fällen können zudem lebensbedrohliche Begleitverletzungen der inneren Organe auftreten. Bisher ist jedoch kein standardisiertes Klassifikationsschema für Rippenserienfrakturen (RSF) verfügbar. Grundlegende Erkenntnisse zum Frakturmuster von RSF könnten helfen Organschäden vorherzusagen sowie Daten für In-vitro- und In-silico-Studien zur Thoraxstabilität liefern. Ziel dieser Studie war es, spezifische Frakturmuster von RSF nach stumpfem Thoraxtrauma zu identifizieren.

Methodik: Alle Patienten mit RSF (>= 3 benachbarte RF) zwischen August 2008 und Dezember 2015 wurden aus der CT-Datenbank der Universitätsklinik Ulm ausgewählt (n=383). Mithilfe einer winkelbestimmenden Messmethode (Reliabilität ±2°) wurden die RF je nach ihrer Lokalisation in der Transversalansicht fünf Segmenten à 36° zugeteilt (anterior, anterolateral, lateral, posterolateral, posterior). Rippenhöhe, Frakturart (transversal, schräg, mehrfragmentär, infraktiert) sowie der Dislokationsgrad (keine Dislokation, < bzw. >= Rippenschaftbreite) wurden dokumentiert und im Hinblick auf die Unfallursache untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 3747 RF identifiziert (9,7 pro Patient, zwischen 3 (n=25) und 33 (n=1) RF). Durchschnittlich traten am häufigsten RF nach Quetschungen/Verschüttungen (15,9; n=13) und bei Fußgängern nach Verkehrsunfällen (12,2; n=14) auf. Die Anzahl an RF nahm kontinuierlich von Rippe 1 (n=140) bis 5 (n=517) zu, um dann bis Rippe 12 (n=49) wieder abzunehmen, wobei eine glockenförmige Verteilung erkennbar war. Die linke Thoraxhälfte (n=2027) war häufiger von RF betroffen als die rechte (n=1720). Die meisten RF waren im lateralen (33 %) und posterolateralen (29 %) Segment lokalisiert. Posteriore RF traten hauptsächlich im unteren Thoraxbereich (63 %) auf, wohingegen anteriore (100 %), anterolaterale (87 %) und laterale (63 %) RF insbesondere im oberen Thoraxbereich zu finden waren. RF waren in der sagittalen Ebene symmetrisch verteilt, mit einem Hotspot zwischen den Rippen 4 bis 7 im lateralen Segment und im anterolateralen Segment der Rippe 5. Patienten nach Verkehrsunfällen mit PKW/LKW zeigten 47 % ihrer RF im lateralen Segment, nach Frontalkollisionen (n=24) sogar 60 %. Stürze (n=141) hatten hauptsächlich posterolaterale RF (35 %) zur Folge. Bei Stürzen >=3 m (n=45) wurden 48 % mehr RF auf der linken Thoraxhälfte als auf der rechten gefunden. Patienten mit RSF nach kardiopulmonaler Wiederbelebung (n=33) zeigten ein deutliches Frakturmuster mit 70 % aller RF im anterolateralen Segment. Infraktionen waren die häufigste Frakturart (44 %), gefolgt von Schräg- (25 %) und Quer- (18 %) Frakturen. 46% der RF waren disloziert (15 % davon >= Rippenschaftbreite).

RSF zeigen deutliche Frakturmuster abhängig von der Unfallursache. Zusätzliche Daten sollten erhoben werden, um diese Resultate zu bestätigen und ein Klassifikationsschema für RSF zu entwickeln.