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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2018)

23.10. - 26.10.2018, Berlin

Periprothetische Infektion: Ist ein präoperativer Keimnachweis eine notwendige Bedingung bevor eine septische Revision initiiert werden darf?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Müller - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Daniel Karczewski - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Berlin, Germany
  • Nora Renz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • Carsten F. Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Orthopädie, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Centrum für Septische Chirurgie, Berlin, Germany
  • Tobias Winkler - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2018). Berlin, 23.-26.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocST16-750

doi: 10.3205/18dkou046, urn:nbn:de:0183-18dkou0468

Published: November 6, 2018

© 2018 Müller et al.
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Text

Fragestellung: Die Behandlung einer Periprothetischen Infektion (PPI) erfordert ein striktes und aufwendiges therapeutisches Vorgehen, welches für den Erfolg der Therapie essentiell ist und sich grundlegend von dem, einer aseptischen Problematik unterscheidet. Hierfür ist die präoperative korrekte Diagnose essentiell. In der Regel wird daher ein präoperativer Erregernachweis zur Einleitung einer septischen Therapie gefordert. Leider ist dieser präoperative Keimnachweis nicht immer möglich und die Initiierung der septischen Therapie muss dann anhand verschiedener klinischer und paraklinischer Parameter erfolgen.

Es stellt sich daher die Frage, ob ein präoperativer Keimnachweis zwingend notwendig ist, um ein antimikrobielles und chirurgisches Regime zu starten und ob die Indikation zur Intervention auch alleine anhand präoperativer klinischer und paraklinischer Zeichen gestellt werden kann?

Methodik: In dieser retrospektiven Studie analysierten wir alle Zweizeitigen Wechsel mit langem Intervall (6 Wochen) der Hüfte (nh=35) und des Knies (nk=34) der Jahre 2014/15. Von diesen Fällen arbeiteten wir alle heraus, bei denen kein präoperativer Keimnachweis möglich war und der Beginn der Intervention nur durch klinische und paraklinische Zeichen (Kombination aus persist. CRP-Erhöhung (>0,5 mg/dl), röntgenologische Lockerungszeichen, Frühlockerung innerhalb der ersten 5 Jahre, erhöhte Leukozytenzahl (>1700/µl) /polymorphkernige Granulozyten (>70%) im Punktat, klinische Zeichen einer Infektion) begründet wurde (nh=17; nk=10). Anschließend analysierten wir wie viele Prozent von diesen Fällen postoperativ einen Keimnachweis zeigten.

Wir definieren eine PJI über die Kriterien der PRO-IMPLANT Foundation Guidelines. Dabei muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt sein: Fistel oder Purulenz, inflammatorisches periprothetisches Gewebe (Krenn Morawietz II oder III), auffälliges Punktat (> 2000/μl Leukozyten oder > 70% Polymorphonukleäre Granulozyten), Erregernachweis (Synovial-Flüssigkeit oder ###2 Gewebsproben oder Sonicat Flüssigkeit).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der PPI des Hüftgelenkes konnte in 88,2% (n=15 von 17) aus den intraoperativ entnommenen Proben ein Erreger identifiziert und in 94,12% (16 von 17 Fällen) die Diagnose einer PPI, entsprechend der Definition, postoperativ gestellt werden. In der PPI des Kniegelenkes waren diese Werte etwas niedriger. In 6 von 10 Fällen (60%) konnte aus den intraoperativ entnommen Proben ein Keim nachgewiesen werden und in immerhin 9 von 10 Fällen (90%), entsprechend der PPI-Definition, postoperativ die finale Diagnose einer PPI gestellt werden.

Diese hohen Raten an postoperativ nachgewiesenen Erregern bzw. durch die eindeutige postoperative PPI-Diagnose mittels multifaktorielle PPI-Definition, bestätigen unsere Annahme, dass die primäre Indikation für eine septische Revision auch nur anhand klinischer und paraklinischer Kriterien gestellt werden kann. Ein präoperativer Keimnachweis ist daher für die septische OP-Indikation nicht zwingend notwendig.