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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Wechselwirkung von Händigkeit, operierter Seite und Operationsergebnis – eine Literaturanalyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Johannes Giehl - Universitätsklinikum Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany
  • Markus Schwarz - Sektion experimentelle Orthopädie und Unfallchirurgie, OUZ, Medizin. Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim , Germany
  • Hanns-Peter Scharf - Universitätsklinikum Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO22-816

doi: 10.3205/17dkou767, urn:nbn:de:0183-17dkou7677

Published: October 23, 2017

© 2017 Giehl et al.
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Fragestellung: Händigkeit und hemisphärische Dominanz sind weite Forschungsfelder der Neurowissenschaften. In vielen Bereichen des Alltags spielt die Händigkeit nur eine untergeordnete praktische Rolle, anders als bei chirurgisch tätigen Ärzten. Ziel der Arbeit war es, die verfügbare Literatur zur Händigkeit in der Chirurgie zu analysieren.

Methodik: In einer Pubmed Literaturrecherche mit den Suchbegriffen "handedness, surgeon" wurden Von den initial 286 Ergebnissen 21 relevanten Publikationen der Jahre 1995 - 2014 identifiziert werden. Die Literaturverzeichnisse dieser Veröffentlichungen in englischer und deutscher Sprache wurden erneut überprüft, sodass insgesamt 39 relevante Publikationen aus den Jahren 1985- 2014 identifiziert werden konnten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 15 Studien fielen in den Fachbereich der Allgemeinchirurgie, 5 in die Orthopädischen Chirurgie. Für Zahnheilkunde und Augenheilkunde wurden jeweils 4, für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Chirurgie und Urologie jeweils 2 Publikationen gefunden. Für die Fächer Anästhesie, Neurologie, Herzchirurgie, Pädiatrie und Dermatologie fand sich jeweils nur eine Studie. Aus der Urologie gibt es Hinweise, dass Manipulatoren (da Vinci) den Enfluss der Händigkeit nicht ausgleichen (Lipsky et al 2012). Auch im Bereich der orthopädischen Chirurgie lassen sich Einflüsse der Händigkeit auf das Operationsergebnis nachweisen. So variiert die Anzahl der Fehllagen von Pedikelschrauben, wenn der rechtshändige Chirurg auf der linken oder auf der rechten Seite des Patienten steht (Yaman et al 2014). Das Outcome von Knieendoprothesen ist in Mobilität, Funktion und Schmerz signifikant besser bei rechtsseitiger Operation durch rechtshändigen Chirurgen gegenüber der linken Seite (Mehta et al 2007). Pennington et al (2014) fanden bei der Hüft-TEP eine signifikant größere Pfanneninklination bei Operationen auf der dominanten Seite des Chirurgen und eine nicht signifikant stärkere Medialisierung des Drehzentrums auf der nicht dominanten Seite. Moloney et al (1995) empfahlen "left-handed surgeons for left-sided hips", nachdem sie bei der Schraubosteosynthese von Schenkelhalsfrakturen eine überproportionale häufige Schraubenfehlposition auf der linken Seite bei rechtshändigen Chirurgen festgestellt hatten.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die verfügbare Literatur zur Händigkeitsforschung bei Chirurgen fast vervierfacht. Nahezu alle chirurgischen Disziplinen sowie weitere medizinische Disziplinen haben sich wissenschaftlich mit der Thematik befasst. Eine Interferenz von Händigkeit, operierter Seite und Operationsergebnis konnte auch in der orthopädischen Chirurgie bereits mehrfach aufgezeigt werden. Mögliche Einflussfaktoren sind eine unterschiedlich OP-Ergonomie, ein nicht angepasstes Instrumentarium und Einflüsse von Händigkeitsunterschieden in der Weiterbildung. Die Datenlage legt nahe, sich diesen Umstand als Operateur bewusst zu machen. Weitere Forschung ist hier nötig, um konkretere Schlüsse ziehen zu können.