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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Komorbiditäten und interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit rheumatoider Arthritis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker André Strahl - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Olaf Schneider - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Sabine Knapstein - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Christopher Hermann - AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Germany
  • Burkhard Lembeck - Orthopädisch- unfallchirurgische Praxis Ostfildern, Ostfildern, Germany
  • Wolfgang Rüther - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Johannes Flechtenmacher - Orthop. Gemeinschaftspraxis am Ludwigsplatz, Karlsruhe, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO22-1152

doi: 10.3205/17dkou766, urn:nbn:de:0183-17dkou7665

Published: October 23, 2017

© 2017 Strahl et al.
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Text

Fragestellung: Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) weisen im Vergleich zur Normalbevölkerung eine erhöhte Morbidität auf. Eine umfassende Untersuchung liegt dazu bisher nicht vor. Ziel der Untersuchung war es, eine repräsentative Datenerhebung über das Krankheitsbild, Komorbiditäten und die ambulanten und stationären Versorgungsleistungen an einem großen Kollektiv zu erheben.

Methodik: Die retrospektive Fall-Kontroll-Studie wurde mit Daten der AOK Baden-Württemberg (AOK BW) aus dem Jahr 2013 durchgeführt (4.125.852 Versicherte). Die Komorbiditäten wurden anhand der gesicherten ambulanten Diagnosen sowie stationärer Haupt- oder Nebendiagnosen der Versicherten mit RA (IG, n=26.998; M05.- seropositive chronische Polyarthritis / M06.- Sonstige chronische Polyarthritis) berechnet. Die Analyse der ambulanten Inanspruchnahme wurde anhand der EBM-Kapitel vorgenommen. Zum Ergebnisvergleich mit der Allgemeinbevölkerung wurde eine alters- und geschlechts-adjustierte Kontrollgruppe (KG, n=269.980) im Verhältnis 1:10 gebildet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: RA-Patienten zeigen signifikant häufiger Komorbiditäten als die KG. Dies sind vor allem sonstige Erkrankungen des Weichteilgewebes (M70-M79; IG: 54,1% vs. KG; 18,8%; p<0,001), Arthrosen (M15-M19, IG: 53,1% vs. KG: 27,7%, p<0,001), sonstige Gelenkerkrankungen (M20-M25, IG: 35,8% vs. KG: 16,9%, p<0,001), Spondylopathien (M45-M49, IG: 33,7% vs. KG: 17,0%, p<0,001) und Veränderungen der Knochendichte und -struktur (M80-M85, IG: 31,5% vs. KG: 10,5%, p<0,001). Auch Systemkrankheiten des Bindegewebes, Diabetes mellitus, Ischämische Herzkrankheiten sowie affektive und neurotische Störungen treten signifikant häufiger auf.

Die Inanspruchnahme ambulanter Leistungen ist für alle untersuchten Facharztgruppen deutlich höher als in der KG. Frauen nehmen häufiger Leistungen in Anspruch als Männer. Fachärzte für Allgemeinmedizin werden am häufigsten aufgesucht (99,0%). Etwa 53% der Patienten gehen zum Internistischen Rheumatologen, 40% zum Facharzt für Innere Medizin und 40% zum Orthopäden/Unfallchirurgen.

Die Analyse der stationären Leistungen zeigt, dass 1/3 aller RA Patienten mindestens einmal im Jahr stationär behandelt wurden. Dies sind annähernd doppelt so viele Krankenhausfälle wie in der KG. Neben RA ist Herzinsuffizienz die häufigste stationär behandelte Krankheit.

Die Studie ist die erste Darstellung von Komorbiditäten der RA im Vergleich zu einem alters- und geschlechts-adjustierten Vergleichskollektiv an einer großen GKV-Stichprobe. Im Vergleich zur KG zeigen sich eine erhöhte Komorbiditätslast und eine deutlich vermehrte Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen bei Hausärzten, internistischen Rheumatologen und Orthopäden/Unfallchirurgen. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, verschiedene Facharztgruppen an der Behandlung zu beteiligen. Die Studie liefert die Basis zur Entwicklung eines strukturierten Behandlungs- und Kommunikationskonzeptes.