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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Innervation des IS-Gelenkes, kommt der Schmerz von oben?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Armin O. Scholz - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät , Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Christina Maria Kampsen - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie I, Düsseldorf, Germany
  • Thomas Frankewitsch - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie I, Düsseldorf, Germany
  • Joachim Windolf - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät , Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Timm Joachim Filler - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie I, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO20-535

doi: 10.3205/17dkou743, urn:nbn:de:0183-17dkou7433

Published: October 23, 2017

© 2017 Scholz et al.
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Text

Fragestellung: Ergeben sich aus der dezidierten Untersuchung des Ursprunges der peripheren Nerven, welche das ISG versorgen, Erkenntnisse zu Schmerzsyndromen der LWS? Die Innervation des ISG ist bisher nur marginal erforscht. Aufgrund der hohen Inzidenz von unspezifischen Beschwerden des ISG von bis zu 50% bei Frauen über 70 Jahre, sind Erkenntnisse über die Innervation langfristig therapierelevant.

Methodik: An zehn formalinfixierten Körperspenden zwischen 61 und 101 Jahren (70% männlich, 30% weiblich) wurde die dorsale Innervation des ISG und seines Bandapparates untersucht. An den vorhandenen Wirbelsäulen wurde der Muskel- und Bandapparat vom ersten Lendenwirbel bis zum Os coccygis präpariert. Dabei gefundene Nerven wurden makroskopisch identifiziert, zu ihren Ursprungssegmenten zurückverfolgt und mit der Literatur abgeglichen. Drei aufgefundene Nerven und die von ihnen durchsetzten Gelenkbänder wurden zudem histologisch und immunhistochemisch untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei keinem der untersuchten Präparate könnte eine gleichförmige nervale Versorgung des ISG festgestellt werden.Der Nervenverlauf zeigte nicht nur zwischen den einzelnen Präparaten sondern auch intraindivuell zwischen linkem und rechtem ISG erhebliche Varianzen. Die dargestellten Nerven konnten in unterschiedlicher Häufigkeit einer Versorgungsinnervation von L2 bis S5 zugeordnet werden. Die Innervation des ISG konnte aus bis zu 9 Segmenten erfolgen. Es fand sich vor allem eine Häufung aus den lumbalen und sakralen Wirbelsegmenten der linken Seite und aus den sakralen Segmenten der rechten Seite. Die Versorgung aus der mittleren und oberen LWS ist bis dato nicht bekannt gewesen. Bisher wurde in der Literatur die Innervation der dorsalen Nerven lediglich von L5 bis S4 postuliert. Somit weist die Innervation des ISG vermutlich die höchste Variabilität aller Gelenke auf. Diese Varianz kann die hohe Anzahl an therapieresistenten ISG-Schmerzsyndromen erklären. Aufgrund des Ursprunges in der oberen und mittleren LWS und dem daraus resultierenden Nervenverlauf können Pathologien in diesem Bereich zu Nervenreizsyndromen führen, welche dann im Sinne einer Projektion vom Patienten als ISG-Schmerz empfunden werden. Ebenso ist aufgrund der seitendifferenten Versorgung eine Präferenz der Gleichgewichts-Propriozeption zu vermuten, welche dem ISG somit eine Schlüsselrolle für das zweibeinige Gehen zuweist.

Aufgrund dieser Untersuchung zeigt erstmals eine hohe Varianz der ISG-Innervation mit bis dato unbekannter Häufung der Nervenursprünge aus der oberen und mittleren LWS. Somit ergeben sich neue Ansätze in der Therapie des ISG-Schmerzsyndromes. Bedingt durch die seitendifferrente Nervenversorgung ist dem ISG eine wichtige Funktion in der Gleichgewichtspropriozeption des Zweibeiners zu zuordnen.