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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Erfassung des Ernährungsstatus in der Primär- und Revisionsendoprothetik mittels validierter Interview basierter Erhebungsmethoden – Prävalenz und Einfluss auf das klinische 6-Monats-Ergebnis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anna Janine Schreiner - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik , Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung , Tübingen, Germany
  • Björn Gunnar Ochs - Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie , Freiburg, Germany
  • Christian Bahrs - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik , Tübingen, Germany
  • Barbara Zirn - Universität Tübingen, Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung , Tübingen, Germany
  • Christian Weiss - Universität Tübingen, Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung , Tübingen, Germany
  • Ulrich Stöckle - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik , Tübingen, Germany
  • Andreas Nüssler - Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung, Tübingen, Germany
  • Christoph Ihle - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik , Siegfried Weller Institut für Unfallmedizinische Forschung , Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO13-276

doi: 10.3205/17dkou629, urn:nbn:de:0183-17dkou6295

Published: October 23, 2017

© 2017 Schreiner et al.
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Text

Fragestellung: Die Prävalenz von Mangelernährung stationär behandelter Patienten liegt fächerübergreifend bei bis zu 60%. Höhere Komplikationsraten, verlängerte stationäre Aufenthalte und ein reduziertes klinisches Ergebnis sind beschrieben. Im Bereich der Primär- und Revisionsendoprothetik zeigt sich die Datenlage begrenzt. Im Rahmen der vorliegenden prospektiven Studie soll (1) die Prävalenz einer Mangelernährung bis 6 Monate postoperativ erfasst und (2) Auswirkungen aus das klinische Ergebnis untersucht werden.

Methodik: Von 06/2014-06/2015 wurde eine konsekutive Serie stationär behandelter Patienten an einem zertifizierten Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung prospektiv erfasst. Ein Tag präoperativ (T1) sowie 6 Monate postoperativ (T2) wurde der Ernährungsstatus mittels validierter Interview-basierter Erhebungsmethoden (NRS, SF-MNA, MNA) beschrieben. Das klinische Ergebnis wurde mittels SF-36 (Lebensqualität), Arbeitsunfähigkeit, Heilungsverlauf sowie Komplikationsraten dargestellt. Die statistische Analyse der quantitativen Parameter erfolgte mit SPSS 21. Einsatz des T-Tests für gepaarte Proben zur Signifikanzüberprüfung (p<0.05) und von Kreuztabellen mit Chi-Quadrat-Test. Anwendung des Kolmogorof-Smirnov-Tests zur Überprüfung auf Normalverteilung. Die Studie wurde durch Fördermittel der Stiftung Oskar-Helene-Heim finanziert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 351 Patienten (60,4% Frauen, 39,6% Männer) mit einem durchschnittlichen Alter von 67,9±10,9 Jahren und einem durchschnittlichen BMI von 28,6±5,7kg/m² wurden statistisch ausgewertet. Die Follow-Up-Rate betrug 69,8% ohne relevante Gruppenunterschiede in der Dropout Analyse. Es wurden 150 primäre Hüftendoprothesen-, 133 primäre Knieendoprothesenimplantationen und 68 Revisionseingriffe durchgeführt. Das Risiko einer Mangelernährung lag bei 13,4%/NRS, 23,9%/SF-MNA und 27,3%/MNA (T1) sowie bei 7,3%/NRS, 17,0%/SF-MNA und 16,0%/MNA (T2). Patienten mit dem Risiko einer Mangelernährung zeigten signifikant erhöhte Komplikationsraten (22,5%/NRS, 11,8%/SF-MNA, 17,5%/MNA vs. 8,2%- 8,8%), vermehrt verzögerte Heilungsverläufe (24,0%/NRS, 14,6%/SF-MNA, 13,2%/MNA vs. 8,0-8,6%) sowie eine reduzierte Lebensqualität in 6/8 der SF-36-Subkategorien (T2).

Es zeigt sich eine hohe Prävalenz mangelernährter Patienten in der Endoprothetik. Das Risiko einer Mangelernährung wird durch die operative Versorgung sowie die Steigerung der Mobilität signifikant reduziert. In Folge-Studien ist zu klären, inwiefern eine weitere Reduktion z.B. mittels Trinknahrungssubstitution erzielt werden kann. Mittels NRS können besser Vorhersagen zu Arbeitsunfähigkeit, Heilungsverlauf und Komplikationen getroffen werden, während mittels MNA eher weichen Faktoren (Lebensqualität)erfasst werden können.