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Ist die Versorgung osteoporoseassoziierter kombinierter vorderer und hinterer Beckenringfrakturen mittels iliosakraler Schraubenosteosynthese ausreichend? – Eine biomechanische Untersuchung unter zyklischer Belastung
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Published: | October 23, 2017 |
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Fragestellung: Osteoporoseassoziierte Fragilitätsfrakturen des Beckens unterscheiden sich grundlegend von Beckenringfrakturen jüngerer Patienten in Bezug auf Unfallmechanismus, Frakturmorphologie und Stabilität [1]. Häufig besteht keine höhergradige Instabilität, da bei den Fragilitätsfrakturen die ligamentären Strukturen meist intakt bleiben. Folglich unterscheidet sich auch die operative Therapie vom Vorgehen bei jüngeren Patienten. So werden im klinischen Alltag kombinierte vordere und hintere Beckenringfrakturen beim geriatrischen Patienten häufig mittels minimalinvasiver iliosakraler Schraubenosteosynthese ohne zusätzliche Stabilisierung des vorderen Beckenrings versorgt.
Ziel unserer Untersuchung war es, dieses Konzept biomechanisch zu untersuchen und die Stabilität osteoporotischer Becken mit Sakrumfraktur, nach Osteosynthese mittels ISG-Schraube sowie mit zusätzlicher vorderer Beckenringfraktur unter zyklischer Belastung zu testen.
Methodik: 9 formalinfixierte humane Leichenbecken (Alter 86,3 Jahre, T-Score -4,7) wurden zunächst ohne Fraktur, anschließend mit hinterer Beckenringfraktur, dann mit Osteosynthese mittels zementaugmentierter ISG-Schraube und schließlich mit zusätzlicher ipsilateraler vorderer Beckenringfraktur zyklisch belastet und anschließend die Steifigkeit berechnet (Versuchsaufbau s. Abbildung 1 [Abb. 1], jeweils 20 Zyklen mit 100N, Vorlast 10N).
Die Signifikanztestung erfolgte mittels Wilcoxon-Test (Signifikanzniveau p ≤ 0,05).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Steifigkeit verringerte sich durch die Sakrumfraktur von durchschnittlich 35,05 ± 16,84 N/mm auf 27,95 ± 7,36 N/mm (p=0,05). Durch die ISG-Schraube vergrößerte sich die Steifigkeit signifikant auf 35,38 ± 10,95 N/mm (p=0,01). Mit zusätzlicher vorderer Beckenringfraktur sank die Steifigkeit auf 32,46 ± 11,02 N/mm, dieser Unterschied war jedoch nicht signifikant (p=0,09).
Im biomechanischen Belastungstest scheint die iliosakrale Schraubenosteosynthese zur Stabilisierung osteoporoseassoziierter Beckenringfrakturen mit kombinierter vorderer und hinterer Beteiligung folglich ausreichend zu sein.
Limitationen unserer Studie sind u.a. die Formalinfixierung der Becken, der fehlende Weichteilmantel und die deshalb mit 100 N verhältnismäßig niedrig gewählte Belastung.