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Auswirkung posttraumatischer Gelenkflächeninkongruenz auf die Gelenkdrücke nach lateraler Tibiakopffraktur
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Published: | October 23, 2017 |
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Fragestellung: In der Versorgung von Tibiakopffakturen gilt die Rekonstruktion der Gelenkfläche unter Schaffung einer übungsstabilen Situation als primäre Zielstellung [1]. Inwieweit exakte anatomische Reposition dabei oberstes Ziel sein muss, ist ungeklärt. Die Literatur beschreibt die Möglichkeit, Frakturen mit Gelenkstufen bis zu 10 mm einer konservativen Therapie zuzuführen [2]. Untersuchungen der resultierenden intraartikulären Druckverhältnisse fehlen. Druckspitzen bei transversalem Versatz von bis zu 6mm, welche eine Verbreiterung des Tibiaplateaus mit Inkongruenz der Gelenkpartner nach sich zieht, sind nachgewiesen [3]. Trotz osteosynthetischer Versorgung kommt es bei bis zu 7,3% der Patienten binnen 10 Jahren zur Prothesenpflichtigkeit bei posttraumatischer Arthrose [4]. Diese experimentelle Arbeit untersucht die intraartikuläre Druckverteilung bei Inkongruenz infolge vertikaler Stufenbildung, nach lateraler Spaltfraktur (AO 41 B1), in verschiedenen Flexionsgraden.
Methodik: An 8 humanen (fresh, frozen) Kniepräparaten wurden unter Erhalt der Bandstrukturen die Weichteile reseziert. Die Einbettung erfolgte mittels PMMA-Zement (Technovit 3400, Heraeus). Eine Osteotomie der lateralen Gelenkfläche bis in die subchondrale Zone wurde angefertigt und die Fraktur mit dem Meißel komplettiert. Das laterale Fragment wurde mittels eines Schlittens an einer winkelstabil besetzten Platte (TomoFix LCP, Fa. Synthes) fixiert und standardisiert zur Einstellung der Stufe (0-8mm, 1mm Schritte) verschoben. Nach Reposition wurde die Druckmessung, unter axialer Druckbelastung (Prüfgerät, Instron 8874, Fa. Instron) von 700N (0°,15°,30° Flexion) bzw. 350N (60°,90° Flexion), mit in den medialen und lateralen Gelenkspalt eingebrachten Sensoren (S2015 Double kneepad sensor, Fa. Novel) durchgeführt. Die Messdauer betrug 20s bei einer Messfrequenz von 10Hz. Aus den Messdaten wurden die medial und lateral belasteten Flächen und die mittleren Drücke bestimmt. Änderungen wurden in Relation(%) zum Ausgangswert (0,0mm Stufe) berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Erhöhte Mitteldrücke bei zunehmender Stufe konnten in allen Flexionsgraden festgestellt werden. Stufen ab 2mm führten zu einem Druckanstieg im intakten (Tabelle 1 [Tab. 1]) und frakturierten (Tabelle 2 [Tab. 2]) Plateau. Der jeweilige mittlere Druckanstieg (Mean) unter Angabe des Standardfehlers (SF) ist abhängig von Flexion und Stufe dargestellt.
Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der exakten Reposition. Mögliche Konsequenzen für die tägliche Patientenversorgung ergeben sich hinsichtlich Therapieanssatz und introperativen Vorgehens (z.B. arthroskopisch assistiertes Vorgehen versus offene Reposition). Die Rolle der Menisci bei kleiner Stufe wird ebenfalls verdeutlicht.
Literatur
- 1.
- Zeuner M, et al. Tibiakopffrakturen – aktuelle Therapiekonzepte. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date. 2011;6(3):175-196.
- 2.
- Koval KJ, Helfet DL. Tibial Plateau Fractures: Evaluation and Treatment. J Am Acad Orthop Surg. 1995 Mar;3(2):86-94.
- 3.
- Bai B, Kummer FJ, Sala DA, Koval KJ, Wolinsky PR. Effect of articular step-off and meniscectomy on joint alignment and contact pressures for fractures of the lateral tibial plateau. J Orthop Trauma. 2001 Feb;15(2):101-6.
- 4.
- Wasserstein D, Henry P, Paterson JM, Kreder HJ, Jenkinson R. Risk of total knee arthroplasty after operatively treated tibial plateau fracture: a matched-population-based cohort study. J Bone Joint Surg Am. 2014 Jan 15;96(2):144-50. DOI: 10.2106/JBJS.L.01691