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Injury Surveillance im paralympischen Sport – Verletzungen und Überlastungsbeschwerden im deutschen Kader in der Vorbereitungsphase auf die paralympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016
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Published: | October 23, 2017 |
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Fragestellung: Der Stellenwert eines standardisierten Monitorings von Verletzungen und Überlastungsbeschwerden bei Leistungssportlern wurde in den letzten Jahren mehrfach betont. Trotz einer zunehmenden Trainings- und Wettkampfbelastungm im Behindertensport stellt die systematische Longitudinalerhebung von Verletzungen paralympischer Athleten noch eine Seltenheit dar. Nach der erfolgreichen Etablierung eines wöchentlichen Fragebogensystems in der deutschen Paracycling- Nationalmannschaft war das Ziel der Studie, die standardisierte Erfassung und Auswertung von Verletzungen und Überlastungsbeschwerden während der Vorbereitung auf die paralympischen Spiele in Rio 2016.
Methodik: Über einen Zeitraum von 29 Wochen wurde wöchentlich der Gesundheitsstatus des deutschen paralympischen Nationalkaders web-basiert erfragt. Das Auftreten von Verletzungen und Überlastungsbeschwerden, Trainingsausfallzeiten, die Einschränkung der Leistungsfähigkeit sowie der aktuelle Trainingsumfang wurden erhoben und bei Beschwerden zeitnah Kontakt mit den Athleten aufgenommen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 72 der 158 Kaderathleten wurden nach schriftlicher Einwilligung in die Studie eingeschlossen, wovon 58 (Durchschnittsalter 36±10,8 Jahre) über die gesamte Studiendauer teilnahmen und in die Auswertung eingeschlossen wurden. Die durchschnittliche Rücklaufquote der Fragebögen betrug 91%. 83 Verletzungen und Überlastungsbeschwerden wurden während 29 Wochen erfasst. Verletzungen durch Überlastung im Schulter-/Arm-Bereich traten signifikant häufiger bei Rollstuhlathleten auf (p<0,001). Überlastungsbeschwerden wurden durchschnittlich über 5,3 Wochen (95%CI 3,3;7,3) angegeben und zeigten eine hohe Beeinträchtigung der subjektiven Leistungsfähigkeit. Insgesamt entstanden im Kollektiv 149 Trainingsausfalltage aufgrund von Verletzungen durch Überlastung und 31 aufgrund akuter Verletzungen. Technisch-taktische Sportarten (Leichtathletik, Schießen, Tischtennis) zeigten eine signifikant höhere Verletzungsprävalenz als Teamsportarten und Ausdauersportarten (p<0,001).
Die Prävalenz von akuten Verletzungen und Überlastungsbeschwerden unterschied sich signifikant in technisch-taktischen Sportarten im Vergleich zu Team- und Ausdauersportarten. Verletzungen traten insbesondere bei asymmetrischen Belastungen mit einseitigen Schlag-, Wurf- oder Sprungbelastungen und beim Schießen auf. Verletzungen im Bereich der oberen Extremität wurden signifikant häufiger bei Rollstuhlathleten angegeben. Verletzungen durch Überlastung führten zwar zu einem relativ geringen Trainingsausfall, waren jedoch für eine subjektiv hohe Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit verantwortlich. Dies stellt einen wichtigen Ansatzpunkt zur Etablierung spezifischer Präventionsprogramme dar. Da das Surveillance-Programm auch in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung der paralympischen Spiele eine hohe Akzeptanz aufwies, halten wir eine Ausweitung des Programmes auf andere paralympische und nicht-paralympische Sportarten und Wettkämpfe für empfehlenswert.